Nachruf – Obituary Sam Pivnik


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Heute steht in der Jüdischen Allgemeinen mein Treffen mit Sam Pivnik, ZT’L  eines der letzten, die er machte. Und auch er war einer der Letzten, die noch lebten, einer jener wenigen, die Auschwitz überlebt hatten.

Der Text war nicht als Nachruf gedacht, sondern als Porträt, doch Pivnik verstarb leider letzte Woche zwei Tage vor seinem 91. Geburtstag.  Er erschien im Grunde als relativ heiterer Mensch, der im übrigen auch noch Interesse an der schicken Lederjacke seines Freundes Philip Appelby zeigte: “Wenn Du so eine nochmal siehst kauf mir eine”?

Nur am Ende des Interviews zeigte sich ein wenig Müdigkeit, und sein sein nicht so guter Gesundheitszustand kam zuvor, als er in Momenten der geistigen Abwesenheit spontan immer wieder sanft “Hilfe”, “Hilfe”, rief,  obwohl aüßerlich alles in Ordnung war.

Pivnik hatte Unsagbares mitgemacht, und als ob Auschwitz nicht genug gewesen wäre, nicht nur an einem der Horrororte des Nationalsozialismuses. Er überlebte wiederholt entgegen jeglicher rational denkbarer Möglichkeiten.

Das Glück des Überlebens und langen Lebens bedeutete jedoch nicht ein geradezu gutes  danach. Während er mit dem Verlieren der Toten der eigenen Familie zurechtkommen musste, und dem was er erlebt hatte, schaffte er es nicht im Arbeitsleben auf einen grünen Zweig zu kommen. Dem Fehlen des ausreichenden Unterhalts schrieb er das Fehlen einer Familiengrümdung zu, obwohl es laut seinem Freund Appelby nicht an interessierten potentiellen  Lebensgefährtinnen mangelte.

So war es das Altersheim, welches er schließlich als Paradis am Ende nannte, denn hier würde alles für ihn gemacht.

Sein Wunsch in Israel bestattet zu werden ist richtungsführend nicht nur für seinen Glauben daran, dass Israel richtig sei, sondern auch seinen Glauben an Gott trotz allem.

Pivnik ging nach Israel gegangen, weil es seiner  Schwester, die in der zionistischen Jugendbewegung war, und die vor dem Krieg auswandern wollte, von ihrem  Vaterverwährt wurde.  Sie wurde stattdessen in der  Shoa umgebracht. Er ging also für sie. Und sein Vater war ein tiefgläubiger frommer Jude. Auch er starb in der Shoa und Pivnik hielt für ihn am Glauben fest, trotz Fehler. In Auschwitz wäre Gott aber nicht, gewesen, schrieb er einst.

Der ganze Nachruf in der Jüdischen Allgemeinen kann hier gelesen werden

http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/29528