Original Bericht von der Olympiade in London, August 2012
“Ohne Partner bin ich Nichts!”
Daniel Zylbersztajn unterhält ich mit dem Olympischen Silbermedailliensieger und Judoka Ole Bischof.
Der erschöpfte Judoka Ole Bischof steht vor mir mit seiner Silber Medaille. Gerade war er auf News 24, zuvor hat ihn Sky TV gequizzed. Bischof ist bei den Journalisten populär. Die Sky Moderatorin fragt, ob sie heute gegen ihn gewinnen könnte. Er bejaht, und daß er es heute gegen keinen
schaffe. Auch bei starken Männern wie ihn gibt es Tage an denen man besser nicht kämpft. Mit dem Koreaner
, gegen den er bei dieser Olympiade verloren, aber in Peking gewonnen hatte – jetzt haben sie beide eine Silber und eine Gold Medaille – wird er immer verbunden sein. Sie könnten sich sprachlich nicht so leicht verständigen, aber sie respektieren sich geradezu freundschaftlich. Was noch fehle sei das sie zusammen mal was trinken gehen, sagt er. Es sieht so aus, als ob die beiden sich noch oft im Leben treffen könnten, nicht nur auf der Matte. Bischof weiß momentan noch nicht ob er als Profi weitermachen will. Er will sich erst mal ausruhen und die Entscheidung dann später treffen” Wir reden über die Vorbereitungen zu einer Olympiade wie dieser. Seit seinen ersten Erfolgen, erklärt Bischof, hätte sich immer was verändert, er lerne immer noch dazu. Nicht nur wolle man Fehler wiederholen, es ginge auch um das Fine-Tuning. Früher, da hätte er noch mehr auf Umfang und Menge trainiert, jetzt, mit 32, wäre die Qualität das wichtigste. Er behauptet, dass er trotz der Vorbereitungen nicht gedacht hätte, daß das Londoner Olymmpiahalbfinale so intensiv werden würde. Wir hatten schon viele Matchs miteinander, aber diesmal wäre die Begegnung mit dem Amerikaner Travis Stevens für ihn eine der härtesten und schwersten Begegnungen seines Lebens gewesen. Er wäre froh gewesen, als der Kampf nach acht Minuten vorbei war. Bei dieser Olympiade hätte Bischof auch ein stark mentales Training gemacht. Isolierung nennt Bischof das. Sich vorstellen welche Probleme wo auftreten könnten, statt nur an Gold zu denken. „Was passiert wenn ich einmal im Rückstand bin, wie muß ich dann handeln? Muß ich dann auf Risiko gehen? Solche Situationen bin ich sehr, sehr oft im Kopf durchgegangen, und es hat mir geholfen den Kampfeswillen aufrecht zu erhalten.“
Auf die Frage was er sich für den Judosport wünsche, antwortet Bischof, daß Judo mehr in Schulen unterrichtet werden sollte. Es wäre eine Sportart die nicht nur die körperlichen Aspekte sehr stark schule, sondern auch die Werte, die jeder Gesellschaft gut tun würden. Er nennt dabei Mut, „im Kampf an eine Sache ranzugehen und zuzupacken zu können,“ aber auch Disziplin und Selbstwertung auf der Matte. Seine führende Rolle im Leistungssport soll aber nicht der Maststab zur Teilnahme am Judosport sein, warnt er, auch wenn sich der Judo Verbund über olympische Erfolge natürlich freue. „Es geht viel mehr darum, daß es den Menschen gut geht, daß sie sich bewegen, sich freuen ins Training zu gehen, und sie dort Freunde finden.“ Integration in die Gesellschaft wäre eine andere Sache die Sport generell, nicht nur Judo. mit sich bringen kann.“ Die, welche wie er , als Leistungsportler vorne stehen und Medaillen holen, sollten seiner Meinung nach, diejenigen sein, die Motivation und Antrieb für die breite Masse, satt für die Elite geben. Dabei sei es wichtig zu erwähnen, erklärt Bischhof, daß so eine Medaille nie alleine komme. Bei ihm selber hätten ganz viele dazu beigetragen. „Ohne Partner bin ich nichts!,“ gibt der Judo Olympiazweiter zu. „Wenn ich keinen Judotrainingspartner hätte, der sich auch mal werfen laesst, dann könnte ich nicht besser werden.“ Voller Anerkennung und Dankbarkeit erklärt er: „ Das sind diejenigen Leute, welche morgens ganz früh aufgestanden sind, nur damit sie dann von mir durch die Matte geklopft werden.“ Jetzt will sich der Judoka für die restlichen Olympiatage entspannt andere Athleten ansehen. Vielleicht kommt auch ein erstes Bierchen mit Jae-Bum dabei raus.
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