Forever in Our Hearts – Für immer in unseren Herzen!

Forever in Our Hearts – Für immer in unseren Herzen!

Some Rights Reserved / Bestimmte Rechte geschützt (2022). Not for Profit Publikationen dürfen diesen Bericht entgeldlos wiederbenutzten, unter ausführlicher Bedingung der voller Angaben des Autoren.

Fünf Jahre sind seit dem schicksalhaften Inferno im Grenfell Tower in Londons Stadtteil Kensington inzwischen vergangen. Mit einem Theaterstück, einer weiter laufenden öffentlichen Untersuchung, einem Schweigemarsch und Plänen zu einem Denkmal wird die Erinnerung an den Brand, der 72 Menschenleben kostete, wachgehalten

In den Jahren vor dem Brand im Grenfell Tower stieß Edward „Ed“ Daffarn, der ehemalige Bewohner des Towers, der mit anderen die Grenfell Action Group gründete und eine Blog mit Francis O‘Conner schrieb, um damit auf Probleme im Tower, wie Stromausfälle, dem nicht funktionierenden Rauchabzugssystem oder Defizite bei der Installierung der neuen Fenster des Towers zu dokumentieren, immer wieder auf Widerstand auf Seiten der der Verantwortlichen. Mit Hilfe eines neuen Theaterstücks lassen sich nun die Gespräche und Entscheidungen zwischen dem offiziellen Mieterverein, kurz als TMO bezeichnet, und der Stadtbehörde Kensington und Chelsea (RBKC) sowie verschiednen Bauunternehmen über diese Mängel und geplante Renovierungsarbeiten mitverfolgen. Hautnah erlebt man, wie die Einwände und Klagen von Bewohner:innen des Grenfell Towers, so wie Daffarn beständig abweisen. Einzig eine Stadträtin der Labourpartei spricht ein paar mal für die Community, bis sie von der von einer konservativen Mehrheit dominierten Stadtbehörde ausgeschlossen wird.

Die Uraufführung dieses Theaterstücks läuft seit dem 31 Mai und bis einschließlich dem 12. Juni 2022 quer gegenüber dem ausgebrannten Grenfell Tower. Das Stück namens „Dictating to the Estate“ entstammt der Feder Nathaniel McBrides, der seit vielen Jahren in Kensington, allerdings nicht nahe dem Tower wohnt. Produziert wurde es von Lisa Goldman, sowie von Natasha Longbridge, deren Theatergruppe in Nordkensington ansässig ist, jenem Bezirk in dem der Grenfell Tower abbrannte.

Die Uraufführung dieses Theaterstücks lief seit dem 31 Mai und bis einschließlich dem 12. Juni 2022 quer gegenüber dem ausgebrannten Grenfell Tower. Das Stück namens Dictating to the Estate“ entstammt der Feder Nathaniel McBrides, der seit vielen Jahren in Kensington, allerdings nicht nahe dem Tower wohnt. Produziert wurde es von Lisa Goldman, sowie von Natasha Longbridge, deren Theatergruppe in North Kensington ansässig ist, jenem Bezirk in dem der Grenfell Tower abbrannte.

Wenn am 14. Juni 2022 um 18.00 Uhr Menschen in London den Aufruf der Angehörigen vom im Tower Verstorbenen und von Überlebenden des Feuers zum inzwischen traditionellen Schweigemarsch durch Nordkensington zum Gedenken an das Inferno folgen, sind genau fünf Jahre seit der Katastrophe vergangen. 72 Menschen konnten damals vor dem sie umringenden Rauch und dem sich immer mehr ausbreitenden Feuer nicht mehr gerettet werden. Ausschlaggebend dafür war die neue Außenverdeckung mit brennbaren Aluminiumkasetten, die den Tower und seine 120 Wohneinheiten in eine 67 Meter hohe brennende Fackel verwandelte.

Schon am Anfang des Stücks wird dem Publikum erklärt, dass sich alles im Theaterstück auf tatsächliche Aussagen und Dokumente Wort für Wort bezieht. Gerade der sparsame Umgang mit der Wahrheit entgegen den Bewohner:innen des Towers lässt sich heute als Mitgrund für die Katastrophe erkennen. Dabei ist McBrides Versuch „die Wahrheit“ durch Theater auf die Bühne zu tragen, nicht der einzige. Schon im letzten Jahr versuchte dasgleiche ein anderes Theaterstück über den Grenfell Tower.Grenfell, Value Engineering (Richard Norton Taylor und Richard Kent) ließ auch Worte originalgetreu nachsprechen. Allerdings handelte dieses Stücks von der immer noch laufenden öffentliche Untersuchung, während McBrides Aufführung versucht die Jahre, Monate und Wochen vor dem Feuer durch seine Dramatisierung zu veranschaulichen. Bereits 2019 hatte McBride Teile des Stücks öffentlich probelesen lassen, konnte aber danach das fertige Stück in seiner letztendlichen Form aufgrund der Pandemie aufführen.

Dictating the Estate, Foto: Kevin Percival

Die Untersuchung zu den Ursachen und Umständen des Feuers läuft ebenfalls fast seit fünf Jahren, sie wurde kurz nach dem Feuer ausgerufen und begann am 17. September 2017. Die Aussagen und Berichte hierzu gehen inzwischen über viele tausende von Seiten und beinhalten Aussagen von 644 Hauptzeug:innen. Nathaniel McBride ist einer jener, die sich mit diesem Material inzwischen intensiv beschäftigt haben, um daraus das Theaterstück zu schöpfen, welches die Zeit vor dem Brand wieder zum Leben erweckt. „Ich musste mich erst an alles gewöhnen“, gesteht er, denn mit der Sprache über Feuerregulierungen und die technische Sprache im Hausbau, sei er bisher nicht vertraut gewesen.

Der 51 Jahre alte Dramatiker, der übrigens auch als Deutsch Übersetzer arbeitet, spricht von einem besonders hohen Grad der Verantwortung, nicht nur bezüglich der gesprochenen Worte, sondern auch um alles so weit er kann faktisch richtig zu stellen. „Diese Verantwortung fühle ich insbesondere gegenüber jenen, die Angehörige oder Bekannte im Feuer verloren haben, oder die das Inferno überlebt haben“, sagt er. Die erste Vorstellung des Stücks galt deshalb einzig dieser Gruppe von Menschen und so weit McBride es weiß, sagt er, hat das Stück diesen Test überlebt.

Das was McBride auf der Bühne darstellen möchte sei „der Nährboden in dem sich Bauunternehmen, Stadtbehörde und Vertretungen, die TMO und die Politik gegenseitig halfen und deckten.“ Es ist der direkte Weg in die Katastrophe“, sagt er. „Wer das versteht, kann über das, was geschehen ist, nicht mehr überrascht sein“, glaubt McBride weiter. In einer Szene lässt er sogar den ehemaligen Premierminister David Cameron zu Wort kommen, in der dieser eine Ankündigung macht, dass er im Interesse von Wirtschaft und Unternehmen das Mass notwendiger Sicherheitsvorkehrungen „killen“ werde. Dabei gesteht McBride, dass er selber das sehr lebendige Stück eher sachlich und nüchtern verfasst hätte. „Die Lebendigkeit des Stücks die sie erleben, geht vorallen auf die Interpretation und Arbeit der Schauspieler:innen zurück“, sagt. Noch etwas unsicher darüber erecheined, glaubt er, dass es so weit er von den Reaktionen der Zuschauer:innen absehen kann, gut ist.

McBride, der offen über seinen Aktivismus als Sozialdemokrat in der Labourpartei plaudert, erzählt schließlich, dass er bereits vor dem Inferno ein Theaterstück über die, wie er es nennt, „jahrzehntelange Geschichte der Marginalisierung von ärmeren Gemeinschaften in Kensington und den Prozessen der staatlich sanktionierten Gentrizierung, schreiben wollte.“ Es sei jener Prozess, der überall in London implementiert werde, selbst in von Labour verwalteten Stadtbezirken. Das beschreibt er so: „Alteingesessene Bevölkerungen, die in Sozialwohnungen lebten, werden mittels Neubauten einfach aus der Gegend geworfen.“

Sein Fazit nach jahrelangem Herumwühlen in den Akten ist für ihn eindeutig. „Grenfell ist die Geschichte der Interessen der Bauunternehmen, ihrer finanziellen Träger und einer Regierung, welche die Last der staatlichen Verschuldung auf die Ärmsten und Schwächsten schob, und glaubte, damit davonkommen zu können.“

Um Kosten zu sparen, wurden für die Renovierung der Außenfassade des Towers Aluminiumkassetten, statt der vorgesehenen aus Zink genehmigt. Versprechen auf Mitspracherecht der Bewohner wurden dabei gebrochen. Wichtig war der Stadtbehörde vor allen, dass der Tower besser aussieht. Fünf Darsteller:innen in über 40 Rollen lassen jeden Schritt hautnah miterleben. Man ist gezwungen zuzusehen, wie eine Entscheidung nach der anderen auf Katastrophe hinzuläuft.

„Ich will, dass beim Verfolgen des Stücks Wut aufkommt“, sagt McBride, und außerdem Gefühle der Anwiederung gegenüber den Ideologien, Entscheidungen und den dafür verantwortlichen Personen. Es sei ein Stück, dass in diesem Sinne absichtlich und klar politisch ist.“.

Die dramatisierten Konfrontationen der Einzelnen, so wie Ed Daffarn und Francis O’Connor und anderen engagierten Bewohner:innen gegen die Verantwortungsträger:innen erinnert dabei nicht zufällig an Kafka. „Kafka war der Grund weswegen ich in der Schule Deutsch lernte,“ gesteht McBride, und fügt an, dass sich im Stück obendrauf Aspekte von Peter Weiss wiederfinden, mit denen dieser den Vietnamkrieg aufarbeitete.

Kurz vor Ende des Stücks lässt McBride Ed Daffarn, der im ganzen Stück immer wieder vorkommt, zu Wort kommen. Sieben Monate vor dem Feuer schrieb die Grenfell Action Group auf ihrem Block nahezu prophetische Worte: „Nur ein katastrophales Ereignis wird die Unfähigkeit und Inkompetenz unseres Grundstückseigentümers bloßlegen.“ In der letzten Szene wird dieses Prophezeiung durch die Aussage von der Grenfell Tower Überlebenden Hanan Wahabi den Zuschauer:innen vor Augen geführt. Sie, gespielt von Schauspielerin Tamara Camacho, schildert, wie sie zwar selber dem brennenden Tower entkommen konnte, jedoch ihr Bruder den Anweisungen der Feuerwehr folgte und im Tower verharrte und so mit seiner gesamten Familie im Tower umkam — insgesamt fünf Personen.

Bis heute wurde niemand im Zusammenhang mit dem Feuer angeklagt, obwohl die polizeilichen Ermittlungen hierzu parallel zur öffentlichen Untersuchung laufen. Die erste Phase der Untersuchung etablierte 2019 ganze 46 Empfehlungen. 21 davon wurden inzwischen laut Regierungsangaben in englisches Recht umgewandelt. Die Londoner Feuerwehr, unter der Obhut des Londoner Bürgermeisters Sadiq Khan, hat sogar alle Empfehlungen, die sich auf sie bezogen angenommen und versucht diese zu implementieren, dennoch gibt es Streitpunkte. Das britische Innenministerium hat sich beispielsweise von einer Empfehlung distanzierte, die laut der Untersuchung viele Menschenleben hätte retten können, nämlich, dass Menschen in brennenden Hochhäusern nicht mehr darum gebeten werden sollten, sich in den Häusern zu verschanzen, bis sie gerettet werden. Diese Empfehlung sei weder angemessen, praktisch noch sicher behauptete das Ministerium.

Von landesweit 486 Hochhäusern über 18 Meter Höhe mit Grenfell-ähnlicher-Verkleidung, wurden laut dem letzten Regierungs-Update inzwischen 318 feuersicher gemacht.

Inzwischen liegt auch ein erster Bericht der Grenfell Tower Erinnerungskommission vor, der versucht mit Rücksprache mit Angehörigen von Opfern und Überlebenden und der Kommune, die um den Grenfell Tower herum lebt, über das zu sprechen, was dort, wo der abgebrannte Tower derzeit noch steht, einmal zum Gedenken an das Inferno entstehen soll. Bisher sind es nur Grundgedanken, über welche die Kommission spricht, nämlich dass es ein die Opfer würdigendes Objekt werden soll, welches „Ruhe, Liebe und Besinnung ausstrahlt und gleichzeitig Besucher:innen Hoffnung gibt.“ Die derzeitigen Ideen reichen von einem Garten oder etwa einem Wasserspiel, wie in New York beim Denkmal für die Opfer von 9/11, bis hin zu einem Denkmal in den Dimensionen des abgebrannten Towers. Auch ein Kinderspielplatz oder Museum sind nicht ausgeschlossen.

Beim Hinausgehen aus dem Theater erscheinen an einer Säule der Arkaden und im Hintergrund des wahrhaften Towers, die Worte, die Symbol des Gedenkens geworden sind. Es sind auch die letzten Worte im Theaterstück selber und sie stehen ebenfalls auf der Verkleidung des Towers.

„Forever in our Hearts.- für immer in unseren Herzen“

Ein Interview von Daniel Zylbersztajn-Lewandowski mit Ed Daffarn erscheint am 13. Juni 2022 in der taz, in dem sich Daffarn auch über dieses Theaterstück äußert.

Fotos: Fotos vom Theaterstück “Dictating The Estate” Kevin Percival, mit freundlicher Genehmigung © 2022. Andere Fotos Daniel Zylbersztajn-Lewandowski © 2022

Nach dem konservativen Parteitag: Heilung der Fronten des Landes und Torysieg in den Sternen.

Nach dem konservativen Parteitag: Heilung der Fronten des Landes und Torysieg in den Sternen.

Mit dem Angebot eines neuen Brexitauszugdeals von der Regierung Boris Johnsons, unmittelbar nach dem Ende der konservativen Parteitages, ging leider ein Teil meiner Reportage in der taz unter, nämlich was sich nach der Konferenz vor dem Konferenzzentrum noch ereignete.

Bericht aus Manchester.

Wer den Menschenmengen vor dem Konferenzzentrum glaubt, dann endet die Fähigkeit Boris Johnsons das Land für sich gewinnen und zu vereinen, bereits 100 Meter außerhalb des Konferenzzentrums in Manchester.

Vor dem Kongresszentrum und der Sicherheitszone werden die den Parteitag verlassenden Delegierten von einer lauten und kleinen Demonstration von einigen 100 Frauen empfangen, die der Vereinigung Waspi (Women against state pension inequality). Ella Bennett einer der Sprecherinnen erzählt, dass sie hier sind, weil ihr Rentenalter, ihrer Meinung nach ungerecht, erhöht wurde. „Wir waren auch bei den Parteitagen der Liberaldemokraten in Bournemouth und der Labourpartei in Brighton, konnten da aber umsonst oder billigst Infostände innerhalb deren Konferenzzentrums führen. Hier bei den Konservativen wäre die Gebühr dafür zu hoch gewesen, behauptet sie. Von den vorbeigehenden Delegierten, hätten die meisten die Gruppe ignoriert, statt auf sie zu zugehen, hätten ihnen manche sogar Toryplakate entgegengehalten um sie zu  hänseln, schildert sie. 

Gleich daneben hält Dave, 67, eine Ein-Mann Kampagne für Brexit aus seinem Rollstuhl heraus und trägt ein Schild, dass ihn jemand aus dem Konferenzzentrum gebracht hat, dass „Get Brexit done“ fordert. Er hat Fahnen aufgehängt, darunter die englische und die britische. „Alles was ich will, ist dass Boris uns Brexit gibt, damit wir nicht mehr eine Milliarde Pfund pro Monat an die EU zahlen müssen, und ich will, dass nur noch Migranten mit bestimmten Fähigkeiten.  „Wir brauchen Einwanderer. Sie helfen unserem Land, aber nicht Leute ohne Ausbildung.“

Neben ihm steht eine kleine Gruppe mit gegenteiliger Meinung, Es sind Remainer*Innen – EU-Unterstützer*Innen, ausgestattet mit EU-Fahnen, EU-Kappen und Ansteckern. In dem konservativen ehemaliger Stadtrad, Ian Proud, 75, aus Westlondon, der gerade vom Parteitag kommt, haben sie einen Diskussionspartner für ein Wortgefecht gefunden.  Proud spricht vom „demokratischen Entschluss des Landes im Jahr 2016“ und den seiner Meinung nach fürchterlichen Plänen der EU für eine Armee, die konträr “britischen Interessen” stünden. „Das ist eine Lüge!“ giftet Adam Purkins, 32, zurück, in der linken Hand eine Europafahne. „Als ehemals konservativer Wähler, habe ich das Vertrauen zu Euch verloren. Das Referendum glich doch einer Meinungsumfrage, und Großbritannien hat außerdem ein Veto bezüglich den Plänen einer EU-Armee.“ Außerdem verhandelte David Cameron weitere Konzessionen bezüglich der immer enger angebundenen Union ausgehandelt.“

Ein älterer Mann, Jeffrey, 74, er will seinen Nachnamen nicht nennen, gesellt sich plötzlich hinzu. Auch er will Proud, der für ihn hier repräsentativ für “die Tories” steht, seine Meinung sagen. „Ich bin ein ehemaliger Grubenarbeiter aus Manchester. Was ihr Konservativen wollt ist nicht das, für was ich beim Referendum gewählt habe“, schimpft er. „Ich wählte Brexit für unsere Fischereirechte, um eine 1-A Insel zu schaffen,  und um Kontrolle über unsere Grenzen wiederzuerlangen. Und jetzt bekamen wir diesen Boris, für den niemand gewählt hat, der jeder Frau hinterher läuft und macht und obendrauf eine Grenze zu Nordirland aufbauen will,, obwohl ihr versprochen hattet, dass ihr das nicht tun würdet.“ Eine junge Frau, die sich nun auch mit einmischt, betont, sie stimme mit Jeffrey überhaupt nicht überein. Ihr Argument ist dass jeglicher Brexit alles das was bereits jetzt nicht richtig funktioniere, noch schlechter machen würde.

  Von einer Heilung der sich verhärteten Fronten durch die Beschlüsse der Konservativen, gibt es jedenfalls hier vor dem Konferenzzentrum in Manchester noch keine Spur, und das leichtes Gewinnen etwaiger nächster Wahlen, welches sich die Konservativen mit ihrem Program versprechen, steht somit auch noch in den Sternen, etwa hinter dem Orbit in den Boris Johnson bei seiner Ansprache am Abend mit der DUP den Labourführer Jeremy Corbyn wegschießen wollte.

Anthony Webber, ein britischer Kolumnist, und ehemaliger Abgeordneter Guernseys, der auf alle Parteitage geht und sich die Rede Johnsons ansah, glaubt beim Verlassen des Konferenzzentrums, dass der wahre Test Johnsons Fähigkeit sein wird, seinen Brexit überhaupt zu liefern. “Wenn er das nicht schafft, sind im Grunde die Reformen der Labourpartei viel großzügiger für ärmere Menschen, als die der Konservativen”, glaubt er. Er wittert Gefahr für die Tories.

Reporting from London. Das Jahr 2016 aus eigener Feder.

Reporting from London. Das Jahr 2016 aus eigener Feder.

Dises Jahr war für mich als in London lebender Korrespondent besonders voll. Hier in Großritannien  gab es nicht nur das Brexitreferendum und einen Regierungswechsel nachdem Cameron zurückgetreten war, sonden auch Probleme in der Arbeiterpartei, den 90. Geburtstag von Königin Elizabeth und die Bürgermeisterwahlen in London im Angebot.

Vor dem nun berüchtigten EU Referendum zog ich für die taz durch ein Duzend Städte und Regionen Englands und befragte dort ganz gewöhnliche Menschen, wie sie sich entscheiden werden, “In” oder “Out”. Darunter Städte wie Bristol, Aberysthwyth, Leicester, Chicester und Newquay.  Wöchentlich außerhalb London situiert war ich einer der wenigen Journalisten, die sich auf Grund der Recherchen vor Ort klar wurden, dass es bei der Abstimmung zumindenst eher sehr knapp werden würde. Unter den vielen Leuten, die ich in Wales, Cornwall und England traf (Nordirland und Schottland übernahm mein Kollege Rolf Stotscheck), blieben vor allen die Fischer in Portsmouth in meinem Gedächtnis hängen (Die Fischer von Portsmouth wollen raus). Es war ihre Geschichte von „Schlachten,“ zwischen ihnen selber und französischen Fischern auf hoher See. Als Grund nannten sie die EU Fischereiquoten. Natürlich, so erzählten sie mir, stimmten sie alle für den Brexit, ganz klares Ding, angeblich. Zur gleichen Zeit lies jedoch Greenpeace wissen, dass das Problem solcher Fischer eigentlich gar nichts mit den EU Quoten zu tun habe, sondern mit ausbeuterischen Großunternehmen im Vereinigten Königreich selber, welche  diese Quoten aufkaufen und sie dann ihrerseits an kleinere Fischerflotten abgeben (siehe Greenpeace Bericht (englisch) hier). Das, laut der Umweltorganisation, sei also das wahre Problem und sei eine vollkommene interne Angelegenheit und innerhalb Großbritanniens selber lösbar.

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Die ausländerfeindlichste Stimmung gegen die EU nahm ich jedoch in Dover wahr (Ein Besuch im Hotspot Dover). Es war ein sonniger doch politisch sehr frustrierender und düsterer Tag in der Hafenstadt. Als Reaktion gab ich einen um Geld bittenden somalischstämmigen Briten an der Haltestelle in Dover am Abend zu viel des Guten. Eine Überreaktion, da ich dachte, dem hilft hier neimand.
Wie es oft der Fall ist, begab ich mich auch in 2016 in mir bisher relativ unbekannten Gegenden. Batley in Yorkshire beispielsweise, oder Dudley im Black Country und Sleaford. Zum Teil kamen dabei radikale und extreme Meinungen zum Vorschein, symbolisch für den populistische Mix dieser Zeit und die Unyufriedenheit vieler (siehe z.B Im Land der SchuldzuweisungenEine Schauspielerin solls richten ).
Auch stark in meiner Erinnerung bleibt ein längeres Interview mit Marina Litwinenko, der Witwe des mit höchster Wahrscheinlichkeit durch Russland ermordeten Alexander Liwinenko (Die beharrliche Witwe). Sie trank während des yweistündigen Interviews keinen Tropfen Wasser, während ich einen Kaffee genoss.
Mein Treffen mit dem korpulenten Clasford Sterling, dem Aktivisten und Fußballcoach auf Broadwater Farm, einen Wohnkomplex in Tottenham, war ein anderer einprägender Moment. Sowohl die Regierung in Westminster, als auch die Lokalbehörden beabsichtigen den Wohnkomplex abzureisen. (Streit um Broadwater Farm). Nahezu allein kämpfen er und die Bewohner gegen die Politik.

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Foto Daniel Zylbersztajn, (c) 2016, All rights Reserved

In der Arbeiterpartei Labour gab es dieses Jahr mehrere Krisen. Zum einen gab es Probleme mit dem Antisemitismus, zum anderen wurde dem Parteivorsitzende Jeremy Corbyn von seiner Parlamentsfraktion das Misstrauen ausgesprchen, woraufhin er von Owen Smith zu einer einer Neuwahl aufgefordert wurde, welche Corbyn schließlich mit vergrössertem Mandat für sich gewann. Ich  habe das alles nach und nach für verschiedene Zeitungen dokumentiert (siehe u.a. Labour und der Judenhass, und Labours Feindschaft) Zum Antisemitismus gab es in der Jüdischen Allgemeine hierzu sogar ungewöhnlich ganze vier Beiträge, inklusive einem Leitkommentar. Auf der anderen Seite schrieb ich in einem langen taz Schwerpunkt über die ungebrochene Popularität Corbyns in seinem Wahlkreis im Norden Islingtons. Nach zwei Wochen langen Recherchen, gab es wenig unter den von mir in Nordislington Befragten, die sich negativ über Corbyn ausdrückten. Labour: Dem alten immer noch treu.

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Foto Daniel Zylbersztajn, (c) 2016 All Rights Reserved

Zum Ende des Jahres würde ich, neben einen Besuch zu Chanukkah vom Jewish Labour Movement (Labour geht ein Licht auf), dann noch einen symphatischen Müllmann treffen, der bei einer Nachwahl Labour Abgeordeter werden wollte.Er schaffte es nicht und wurde nur Dritter. Ukip gegen Labour im englischen Brexitland.

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Jim Clarke, Binman aiming for Westminster seat for Labour in Sleaford. Creative Commons License, Share with full reference(c) 2016

Besonders interessant waren zwei auf längere Recherchen beruhende Texte. Eine Schwäbin in Kent behandelte die Person Anna Essinger und die Schule, die sie 1933 von Ulm nach England verfrachtete, wo sich die Schule später vorallen um jüdische  Flüchtlingskinder kümmerte. Ich traf mich mit mehreren Zeitzeugen, der Jüngste 83, der Älteste 92.  Später kam es deswegen in London zu einem Vortrag mit zwei Zeitzeugen, von dem es ein Video gibt (Englisch).

Eine andere Recherche, die sich mit der Vergangenheit beschäftigte, bezog sich auf Prinzessin Alice, der Mutter von Prinz Phillip. Ich befasste mich sogar länger, als ich es beabsichtigte mit dem Thema und interviewte letztendlich auch ihren Biographen. Grund war, dass mich das oft mit Tragik erfüllte Leben der Prinzessin faszinierte. Unter anderem, rettete sie auch eine jüdische Familie und viele verletzte Soldaten. Für den Bericht, Die vergessene Helferin, bekam ich die persönliche Erlaubnis ihrer Hoheit Prinz Philip, Fotos seiner Mutter wiederzugeben.

Absage nach Paragraph 116 spricht von bürokratischen Verordungen in Deutschland gegen welche die adoptierte Tochter eines jüdischen Flüchtlingpaares aus Deutschland gestossen war, die nach dem Referendum die deutsche Staatsangehörigkeit beantragen wollte.

Nebenbei arbeitete ich für die Südengland Ausgabe des ADAC Reisemagazins. Hier ging es um ganz andere,  weniger politische  Themen, sondern um Besonderheiten Südenglands. Meine besondere Aufgabe war es dabei  Menschenprofile zu recherchieren, interviewen und mit Fotografen zu koordinieren. So endete ich auf einer Teeplantage  mitten auf einem riesigen Privatgut in Cornwall (Tregohnan), lief zusammen mit dem Fotografen Reinhard Hunger  vier verschiedenen Pfarrern in Oxfordshire hinterher, befragte einer Kanalschwimmerin, die bereits dreimal von Dover nach Calais geschwommen war, über ihre Motivationen, lernte die Buttlerin eines aristokratischen Haushalts kennen, interviewte und hatte Mittagessen mit der Graffitikünstlerin Gemma Compton,  einer der führenden Frauen in der englischen Streetartszene, und hatte eine Führung der McLaren Fabrik, durch Amanda Maclaren der Tochter der Gründers und Rennfahrers  Bruce Maclaren, die mir unerwartet und offen von ihrem Vater erzählte, der 1970 bei einem Rennen sein Leben verlor. In Maidenhead traf ich dann den “Schwanzähler” ihrer Majestät der Königin, und begab mich in eine Perückenwerkstatt im Zentrum Londons, wo die Perücken der Richter und Anwälte des britischen Rechtssystems angefertigt werden.  Weitergelegen in mitten einer Bucht umrandet von tiefen Wald in der Nähe von Southampton, bekam ich eine persöhnliche Führung für das Magazin der Übereste eines jahrhundertealten englischen Kriegsschiffes, der “Holy Ghost”, auf welche der Historiker Ian Friel zufällig gestossen war. Aber ich entdeckte nebenbei, dass er auch ein Dramatuloge ist.

Am Ende musste für die auch noch ein Titelbild organisert werden. Dazu musste ich erst vier  Kinder organiseren, die vor einem burgähnlichen Turm in Ritter und Prinzessinenkostümen auftreten sollten, sie nach Oxfordshire fahren und mich dort mit den Fotografen Peter Guenzel und seinem Team treffen. Es ging alles gut. Die Mädchen, beide acht Jahre alt, darunter auch meine Tochter, beschwerten sich jedoch, dass nur die Jungs mit den Schwertern kämpfen durften und Am Ende machte der Fotograf dann noch Fotos mit allen Kindern mit Schwertern, ins Magazin kam jedoch das mit der traditionellen Geschlechterteilung.

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Die Mädchen hatten genug davon, dass nur die Jungs mit den Schwertern kämpfen sollten, und erfriffen die Waffen! Foto: Daniel Zylbersztajn, (c) 2016,  All Rights Reserved

 

Andere interessante Berichte:

 

 

Die Nacht des EU Referendums

In der Nacht des Brexit Referendums schlug ich mich mit einem Leihwagen an mehreren Orten gleichzeitig für die taz herum, denn ich war ihr einziger Mann in London selber. Gegen vier Uhr am Morgen war ich so dabei, als Nigel Farage seine Siegesrede hielt.

Taz hatte am Ende nur einen Bruchteil  meiner langen Nacht und Reportage ins Blatt genommen, da man sich entschlossen hatten, auch aus u.a. aus Brüssel und Berlin  Angaben einzunehmen. Das war für eine Tagesyeitung keineswegs verkehrt, denn das referendum hat ja internationale Auswirkungen.

Als Extrabeilage hier zum Jahresende dieses markanten Jahres, deswegen mein persönlicher Bericht der Brexit Referndumnacht in London, so wie ich es erlebte, im Zeitraffer.

Gott wird Grossbritannien retten!

23. Juni 2016

07.00 Die Wahllokale machen in ganz Grossbritannien auf

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08.25 Arsenal U-Bahn Eingang, Nordlondon: Eine junge Frau hat “I’m In” Sticker in der Hand und reicht sie den Leuten in der Morning Rush Hour. “Komm schon”!, fordert sie die Leute auf. In der U-Bahn sitzen bereits zahlreiche Personen  mit dem Sticker.

10.15, Kings Cross, Philip 24, steht hinter einem Klapptisch mit Prospekten und Stickern. Der gerade graduierte Rechtswissenschaftler erzählt, wie er hier seit halb sieben steht, “weil er sich als Eurpäer versteht”, und bis jetzt “nur ein paar Leute” ihn angeschrien hätten. Am Russell Square und in Holborn stehen ebenfalls Remain Leute. Anastasia Koro Literaturdoktorantin aus Russland steht auch da, mit DockMartins und schwarzer Hose und sagt, “Ich stehe hier gegen Putin”! Russland ist an alle dem Schuld, schau Dir Georgien und die Ukraine an, “ Sie hat sich extra den Tag frei genommen und will hier bis 10 Uhr nachts bleiben.

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20.00 Hannover Schule, Noelstraße, Islington, Nordlondon. Eine Menschentraube von mehr als 30 Menschen, alles Journalisten, steht vor dem Eingang. Ein großes weißes Schild verät es ist eine POLLING STATION, ein Wahllokal. Drei Jungen mit Hoodies fahren auf der Straße vorbei und schreien laut: “Fuck the EU, Fuck Boris!” Es ist das Wahllokal, wo Brexitanführer und ehemaliger Londoner Bürgermeister Boris Johnson bald  seine Stimme abgeben soll. Georgia Bendath, 29 kommt aus dem Wahllokal in dem sie gerade für Remain stimmte und beschreibt Boris als Idioten, weswegen hier die ganze Show laufe, während kein einziger Mensch drinnen sei.

20.10 Colebrook Street, Islington. Vor dem Wohnhaus Boris Johnsons steht ein Polizeieinsatzwagen und  ein bewaffneter Beamter zusammen mit vier Photographen.

20.40 LSE, Kellner mit Schleife bieten Leckerbissen vor eleganter Crowd an, ehemaliger LSE Student John Evans, 67 und seine Frau Jane kamen aus der Grafschaft West Sussex heute extra hier her, um bei dieser akademischen Veranstaltung zum Referendum endlich Fakten zu erhalten. Beide sind im Remain Lager.

21.05 Prof. Kevin Featherstone beginnt die LSE Veranstaltung und dankt erst mal seinen zahlreichen Kollegen. Im vollen Auditorium stehen Sektglaäser und Bierflaschen.

22.00 Millbank Tower, 29. Stock, Vote Leave.EU Party. Der Veranstaltungssaal ist nur halbvoll. Der Ukip Europaabgeordnete Raymond Finch, sagt er hofft, dass er heute seinen Job verliert und einen echten Job bekommt. Es gehe darum, dass man auf die Arbeiterklasse höre und um Souvereignität. Im Hintergrund singt die Band, alle Mitglieder sind schwarze Menschen, ganz im Gegenteil zum Rest der Anwesenden, “Wishing on a Star”. Doch die ersten Resultate des Referendums kommen nicht wie erwartet jetzt, sondern  sollen erst gegen Mitternacht einrieseln.

Die Kollegen vom Deutschen Handelsblatt sind auch da, mit ganzen drei Personen, und haben sich Papierhütchen mit Unionjack aufgesetzt.

22:35 Millbank Tower. Zwei der Sicherheitskräfte unterhalten sich am Eingang auf polnisch. Einer von ihnen, Martyn witzelt: “Noch reden die Leute mit mir hier”.

22:40 Abingdon Street, College Green, gegenüber dem britischen Parlament: Dean John, 52 hält ein Plakat mit dem Titel “Verrottetes Europa”, hoch und erklärt, “Gott wird Grossbritannien retten”!. Liz neben ihm, weht Autofahren mit ihrem selbstgemachten  Schild, “Love Europe, Leave the EU”, entgegen. Neben ihnen steht ein Dorf mit Zelten von über 30 Fernsehanstalten. Am Parliament Square liegen Blumenstraüße für die ermordete Jo Cox, sie wollte in der EU bleiben, und wurde dafür ermordet.

23:25 The Dove Pub, Broadway Market, Hackney, Ostlondon:  Architekturstudentin Emma verkündet, dass sie nach Frankreich ausreisen werde, sollte Brexit gewinnen.

23:38 The Dove Pub: Lautes Geschrei von einer kleinen  Gruppe mit großem blauen Vote Remain Poster. Auf dem Bildschirm vor Ihnen ist gerade das Resultat aus Gibraltar  verkündet worden. The Rock will  in der Union bleiben.  Die Remain Gruppe  zeigt auf die Männer am Nachbartisch aus Südwestlondon, Brexitanhänger, die hier laut ihren Angaben zur Brexitfeier gekommen sind, doch die Nacht ist noch lang. Dennoch spricht Ukip Führer Nigel Farage im Fernsehen davon, dass das EU Lager einen Vorsprung habe. Der 37 Jahre alte Norweger Syver Zachnassen, der Vereingung “Norweger Jugend gegen die EU” , der seit März die Brexitkampagne unterstützten, ist dennoch  noch nicht reigniert.

24. Juni 2016

00:31 LSE: Mehr als 25 Leute stehen vor einem der Fernsehschirm. Ganz vorne ist Sir David Buttler, 92 Jahre alt,  er vervolge jede Wahl seit 1942, und schrieb einst ein Buch zum aller ersten Referendum. Seine Brille ist abber jetzt nach unten auf die Nase gerutscht, man sieht ihm Fassungslosigkeit an. 50.5% der jetzigen Stimmen sind für Out, erzählt die BBC gerade . Professor Luis Garicano von der spanischen Antikorruptionspartei Prodemos gesteht die  momentane Aussicht depremiere und überasche ihn. “Die verlierer müssten eine Entschädigung erhalten”, sagt er. Dr. Swati Dhingra, die heute um 10.00  Uhr hier  Vorlesung halten muss, schafft es dennoch nicht nach Hause zu gehen. Sie fürchtet schlimmste wirtschaftliche Konsequenzen.

01:23 Parliament Square. Ein Straßenreinigungstrupp schmeisst die Blumen zum Andenken Jo Coxs nach und nach in einen Abfallwagen

0:29 Lift Millbank Tower. Ukip Parteimitglieder sprechen über den” verdienten Urlaub auf  Ibiza”. Als der Lift ein paar Etagen vorher stehen bleibt, steigen Journalistinnen von Russia Today ein. Ein Ukiper witzelt mit gefälschten russischen Akzent ARRTI. Keiner findet es lustig.

01:35  Millbank Tower, 29. Stock. Vote Leave.EU Medien Chef Brian Montleith schaut auf den Monitor, neue Resultate zeigen das “Exit” Vorsprung ansteigt: “Fucking Brilliant! That’s Brilliant!, bemerkt er. Die Fenster im Obergeschoss sind inzwischen von angeschlagen, Nigel Faragehält sich  in einem abgeschlossenen Raum auf, da wo vorher noch die Musikband war.

02:00 LSE Die Menschenversammlung vor dem Fernseher ist nun doppelt so gross. Sir David Buttler steht immer noch ganz vorne. Die Out Stimmen sind  inzwischen auf 53% angestiegen Eine dreier Runde, sie sind alle Angestellte der britischen parlametarischen Bibliothek, diskutiert die Resultate. Lukas Audickas will wissen, dass es nicht so schlimm ist. “Wir wissen, dass sind nur die ganzen dörflichen Gemeinden”!  An einem anderen Tisch argumentiert IT Dozent Derek Groen, 34, dass man schnell allen Universitätspersonal fünf Jahresverträge geben müsse, denn wenn die europäischen Gelder verschwänden, würden auch das akademische Personal gehen. Seine Frau Moqi Groen-Xu ist sauer, daß all dies gerade ausgerechnet an ihrem Geburtstag geschehe.

02:55 LSE Die Resultate Resultate aus London  kommen: Die Leute in der LSE freuen sich. Endlich kommen die  Stimmen für den Verbleib in der EU, doch die Freude ist nur kurz. Alle müßten den Saal räumen, sagt eine Frau, man müsse die Uni um 0300 dicht machen.

03.11 Bar Italia, Frith Street, Soho, West End:   Fußballfreunde Jo, David und Nick alle mitte 50, streiten über das Referendum und schauen gebannt auf den grossen Bildschirm an der Wand. Der rumänische Crossdresser im Minirock und Stöckelschuhen Constantin Tianmic, 25  spricht von Politricks, und sagt, “er kann es fühlen, dass alles noch gut ausgehen wird”. Er hat vor hier bis um 06.00 Uhr zu bleiben.

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Referendumnacht Bar Italia, Foto Daniel Zylbersztajn (c) 2016

03.46 Millbank, Erdgeschoss. Die Party hat sich  von oben ins Erdgeschoss  verlagert und ist guter Laune.  Raymond Finch, MEP, sieht aus als sei alle Bürde von seinen Schultern gefallen. “Dies ist worauf ich seit 10 Jahren gewartet habe. Freiheit, wir haben unsere Freihit wieder”!, jubelt er. Er will das ganze gleich mit mehr Bier feiern, aber an der Bar gibt es nur noch Wasser. Die Athmospäre steigt mit Aufregung und Wichtigkeit, ein Resultat nach dem anderen ist für “Out”.  Die Menge schreit “we want Out!”

03.55 Nigel Farage betritt den Raum und stoeßt auf einen Freund. “45 Jahre, ich kann es nicht glauben”!, teilt er diesem mit, mit Tränen in den Augen, und verfolgt von Kameras. Es folgt eine Rede, die vom Sieg für echte Menschen gegen den Kampf der großen Politik spricht und dem “Morgen der Unabhänigkeit”.

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Nigel Farage vor seiner Siegesrede, 24 Juni 2016, Foto Daniel Zylbersztajn, (c) 2016

04.10 Die Fernsehübertragung spricht vom stärksten Fall des Pfunds seit 1985. Ein Mann im Saal ruft, “Yeah, hoch auf den britischen Export”. Farage wird von verschiedenen Kamerateams interviewt, hinten an der Bar gibt es Schinkensandwichs. Jedesmal wenn ein weiteres Out Resultat gemeldet  wird,  schreien die Anwesenden “Yeah”!

04:40 Tageslicht kommt auf, und die BBC verkündet, “Der Brexit sei eine sichere Sache”!

04:50 Bar Italia, Soho: In der Bar Italia ist nur noch ein Gast übrig, auch der Crossdresser ist weg. Der Bulgare erzählt, dass alle gegangen seien, weil sie es nicht mehr mitansehen und ertragen konnten. Er selber sei aber glücklich. “Die EU ist  schlimmer als Bulgarien unter dem Kommunismus”, behauptet er ohne es zu begründen.

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Mit dem Frust des resultates, konnten sich Londoner nicht mehr länger halten. Bar Italia leer, nachdem das resultat klar war, Foto Daniel Zylbersztajn (c) 2016

05.11 Ein Pressekordon baut sich vor Downing Street auf.

05.17 Parliament Square Jo Cox  Blumen sind alle weg.

06.00 St. Pancras International Bahnhof: Craig, 34 wartet auf den Eurostar. Er sagt er ist zufrieden mit dem was gerade passiert sei. “Jetzt haben wir die Freiheit um zu handeln mit wem wir wollen”. Er liebe Europa, aber nicht die EU. Emma Hasselbach, 19 aus Washington State, die ebenfalls gleich nach Paris fährt, macht das das Resultat des Brexit jedoch Angst. Ich sehe jetzt, dass so was auch bei unseren bevorstehenden Wahlen in den USA passieren kann, und da wartet kein anderer als Donald Trump.

06.30 Am Kings Cross, dort wo Philip noch am Vortag stand liegt nur noch ein Flugblatt von ihm auf dem dreckigen Strassenpflaster.

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Gegen  sechs Uhr Morgen am St Pancras Bahnhof mit dem Resultat klar, Foto (c) 2016Daniel Zylbersztajn


08:10 David Cameron tritt vom Amt des Premierministers zurück

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Kings Cross 6.30, 24.6.2016

 

 

Zum Ende noch ein Foto, welches ich bei der pro EU Demo nach dem Referendum aufnahm. I am Brit (ish) schrieb da einer. Auf Deutsch, beduetet die ish Zufügung, dass man so mehr oder weniger etwas ist.

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March for Europe, London 2/7/16 All Rights Reserved Daniel Zylbersztajn (c) 2016

Berichte Sommer 2016

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Plakat in Dudley, erzählt stolz von dem was hier geschah, auch Wochen nach dem Referendum, der Zeitunkt als dieses Foto gemacht wurde. Foto (c) Daniel Zylbersztajn, Ale Rechte vorbehalten!

Dieser Sommer war einer der vollsten, journalistisch gesehen,  seit Jahren, verantwortlich dafür war das Brexit Referendum. Bei alledem ist es vielleicht überraschend, dass manches von aus meiner Feder nicht einmal veröffentlicht wurde.  Doch soviel verlangten Redaktionen von mir, dass zwei meiner Berichte im August, beide bestellt und befürwortet, es handelt sich um ein Interview und einen aufwendigen Bericht, nicht veröffentlicht wurden. Die Zeitung hatte mit dem Aufruhr in Großbritannien einfach zu viel bestellt. Im Grunde ist das immer ärgerlich, da gerade einer der Berichte in denen ich sechs Geschäftsführer interviewte, darunter auch große Namen, sehr zeitaufwendig war, sowohl für mich, als auch für die Geschäftsführer, die mir ihre Zeit zur Verfügung stellten.  Das Interview war ebenfalls aufwendig, verhandelt und arrangiert mit Damien Chalmers, einen Professor der LSE aus seinem Urlaub in Südost Asien.

Solche Dinge passieren leider im Zeitungsgeschäft und leider sind beide Berichte inzwischen nicht mehr so aktuell wie sie im August waren.

Neben dem Brexitreferendum lief der Arbeiterpartei Wahlkampf, wo sich Jeremy Corbyn ein zweites Mal einer Wahl unter den GenossInnen stellen musste, siehe Der Kampf um den Kopf Corbyns.

In “Dem Alten immer noch treu” besuchte ich die zwei Bezirke Islingtons in London, von Jeremy Corbyn und seiner Parteivertrauten Emily Thornberry, sowie eine Veranstaltung des Herausforderers Corbyns, Owen Smith. Die guten Worte zu Corbyns kamen in seinem Bezirk von allen, so sehr schwärmten die Bewohner dort von seinem Einsatz als Abgeordneter, ganz im Gegensatz was parlamentarische Mitglieder der Partei von ihm dachten. Dennoch gewann Corbyn im September mit großer Mehrheit die Wahl zum Parteivorsitz.

Doch mein Einsatz für die Jüdische Allgemeine bedeutete auch, dass ich die Anklage des Antisemitismus in Labour untersuchen musste. In Labour und der Judenhass wurde diese Problematik deutschen Lesern vorgestellt.

In der Zwischenzeit gab es auch Anderes: Am 25. August erschien von mir ein Beitrag zu Prinzessin Alice, der verstorbenen Mutter von Prinz Philip. Die Zeitung nannte es “Die vergessene Helferin”.  Im Grunde gab es hier nichts Neues, meine Recherchen folgten stark Hugo Vickers, ihrem Biographen. Doch ist ihre Geschichte weder in Großbritannien, und noch weniger in Deutschland bekannt. Alice hatte auf der einen Seite viele Menschenleben gerettet, dabei eine jüdische Familie,  und kämpfte andererseits nach schweren Erlebnissen mit ihrer eigenen mentalen Gesundheit. Es führte zu einer bedauernswerten Beziehung zwischen Philip und seiner Mutter, der seine Mutter kaum sah.

Drei Tage vor dem Erscheinen dieses Berichtes, konnte man einen kurzen Kommentar von mir lesen, als in München ein Amokläufer um sich geschossen hatte, und die Stadt zum Stillstand brachte. Doch schon einige Wochen später würde ich bei einem ähnlichen Angriff (Zylbersztajn: Londons diffuse Terrorangst) eines mental instabilen Mannes in London. Ich bat sofort um die Erlaubnis, hierzu einen Kommentar verfassen zu dürfen, und so schrieb ich darüber, was wirklich Menschen in London terrorisiert.  Die eigene Jugend mit gewetzten Messern. Das Problem heißt nicht Terror. Interessanterweise lebte ich eich einst 15 Minuten vom ersten und heute 15 Minuten vom zweiten Tatort entfernt.

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Roboter auf sechs Rädern…  zukünftiger Postbote?  Foto (c) Daniel Zylbersztajn

Neben einem Rendezvous mit einem Roboter, kümmerte ich mich weiter um Großbritannien nach dem Referendum.

So fuhr ich für die Wochenendtaz in verschiedene Regionen Englands. Zuerst ging es nach Ost-und Nordlondon, wo ich der Antipathie gegen Osteuropäer nach dem Referendum nachspürte, und wie die davon betroffenen Menschen aus Polen, Litauen und Rumänien darauf reagieren. Daraufhin reiste ich  nach Dudley, in den britischen Midlands, eine verarmte Gegend zwischen Birmingham und Wolverhampton, wo keine Gelegenheit fehlte ganz verschiedene andere  (Im Land der Schuldzuweisung) zu beschuldigen.

2016-10-08-00-24-01-2Auch nach Batley, den Bezirk in Westyorkshire wo die Labourabgeordnete Jo Cox umgebracht wurde, wurde ich geschickt um die Atmosphäre in England nach dem Referendum aufzunehmen.

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Larry Sanders konfrontiert englische Separatisten in Witney. Foto (c) 2016, Daniel Zylbersztajn

Ein anderer Besuch galt Witney in Oxfordshire, wo ich Larry Sanders, den Bruder Bernie Sanders im Wahlkampf für die englischen Grünen begleitete.

Auch die nächsten Monate versprechen interessant und voll zu werden, von politischer Ruhe kann hier, wie anderswo keine Rede sein. Bis März 2017 soll der Artikel 50 verabschiedet sein.

2016-10-22-13-55-21Währenddessen endeten auch meine acht Monate mit dem deutschen ADAC Reisemagazin, für welches ich an der Südengland Ausgabe aus London zentral mitarbeitete und fast unmögliche Anfragen herbei zauberte, wie eine Frau, die Butlerin ist, sowie eine andere Frau an der Spitze von McLaren. Für die Menschenprofile und den Hauptbericht für die Kulinarik reiste ich durch ganz Südengland, und traf speziell ausgesuchte Interviewpartner, und musste danach einstündige Interviews in wenigen Zeilen wiedergeben. Die Redaktion pries meinen Einsatz öffentlich in der Ausgabe, mit den Worten “Best Boy, der einfach alles mitmachte”, doch die Wahrheit ist, dass es im Grunde auch Spaß machte. Anders als in politischen oder sozialkritischen Berichten, ging es hier auch um das seltene Betreten exklusiver oder versteckter Welten. So sah ich was in einigen prunkvollen privaten Gutsbesitzen passiert, sprach mit verschiedenen Pfarrern über den Sonntagsbraten, oder observierte eine der wenigen Perückenmacherinen, die Perücken nach alter Tradition für Anwälte, Richter und Bischöfe herstellt. Nebenbei schwammen einer der Fotografen und ich nach der Arbeit bei rarer Gelegenheit in der Themse. Wahrscheinlich war es die schwimmende Kanalüberquererin, die ich ebenfalls für das Magazin interviewte, die uns dazu animiert hatte.

Broadwater Farm, Streit um Sozialwohnungen in Großbritannien!

Zum Streit über die Pläne Sozialwohnbausiedlungen niederzureißen gab es von mir in der taz diesen Bericht www.taz.de/Sozialer-Wohnungsbau-in-London/!5274362/

über die Wohnsiedlung Broadwater Farm in Tottenham.

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Broad Water Farm Estate, London (c) Daniel Zylbersztajn 2016

Mein Bericht in der taz beinhaltete eigentlich viel mehr Besuche bei anderen Wohnsiedlungen. Ich war am Ende der Meinung, dass Broadwater Farm alles irgendwie zusammenfasst. Für jene, die etwas mehr lesen wollen, hier der Rest meiner Vorrecherchen:

    – Click here for an English translation of this page! –

Packington Estate in Islington.

Packington Estate 1

Auch hier gab es einst angeblich Sozialprobleme unter den etwa 540 Bewohnern. Tatsächlich lebten hier einige Familien, die in einen kriminellen Lebenstil gerutscht waren. Nachdem es im Jahr 2003 Probleme mit den Gasleitungen bekannt wurden, beschloss die Stadtautorität Islington, die Wohnungen an eine private Miet-und -Baugesellschaft zu verkaufen, damit diese sie dann neu aufbaut.

Anders als in einigen anderen Regionen, pochte man darauf, dass die meisten der vorherigen Sozialmieter hier weiter wohnen können.

Schlechter Bau, und Verbannung aus der Stadt!

Viele derer,die schon umgezogen sind, geben sich im großen und ganzen zufrieden, auch wenn das umziehen anstrengend und teilweise viel länger dauerte als man zuerst annahm. Georg Smith, 80 beschreibt seine neue Wohnung als schön. Er ist aber nicht der einzige, der darauf hinweist, dass die alten Wohnungen zwar kalt, aber solide gebaut waren. „Diese hier, sind nur kosmetisch gut! Ich bin mir sichere, dass man die in 20 Jahren wieder sanieren muss, die Wände sind dünn, wie sonst was, während die alten Wohnungen mit echten Ziegeln gebaut wurden.“ Eine andere Bewohnerin, Mutter dreier Kinder, die nicht genannt werden möchte, behauptet dass das Verfahren auch dazu ausgenutzt wurde, „Mieter die in der Vergangenheit schlecht aufgefallen waren, außerhalb der Stadtgrenze zu verbannen“. „Das ist weder fair, noch löst es die Probleme, die diese Menschen hatten“. Und wissen sie was“, fügt sie hinzu, „da hinten wohnen die Privaten. Gerade da wurde vor Wochen der Lift nach einer all zu heftigen Housewarmingparty zerstört. Wer ist hier also asozial“?, fragt sie.

Packington in Islington liegt in einer Gegend in der eine ein-Zimmer Wohnung inzwischen über um die eine Millionen Euro kosten kann. Von den hier gebauten privaten Wohnungen kann also groß Profit gemacht, und ähnlich wird es bald nicht weit vom neuen Glanzobjekt Nine Elms gehen auf der anderen Seite der Thamse im Südwesten gehen.

Wandsworth: Profit mit 40-stockwerken hohen Privatwohnungen gerade noch verhindert

Winstanley Estate 1

Hier im Südwesten Londons, dort wo Flugzeuge tief zum Anflug auf Heathrow sinken, liegt direkt an der Haltestelle Clapham Junction der Winstanley Estate. Auch hier stehen Wohnbauten aus den Sechziger Jahren. Die konservative Stadtautorität Wandsworth behält die Region schon lange im Auge zur „Regenierung“. Vor acht Jahren, konnten Anwohner noch den Bau zweier 40-stöckiger Wolkenkratzer für Privatwohnungen, verhindern. Doch auf der anderen Seite kann man schließlich mit dem Argument „maroder Gebäude und asozialer Menschen argumentieren“. Cyril Richert, 43 von der Clapham Junction Acton Group glaubt nach vielen Jahren des Kampfes, dass man gegen die konservativ gelenkte Stadtbehörde nicht ankomme. „Sie hören gar nicht mehr auf uns“ behauptet er. Somit sehen sie sich gezwungen mit Außenstehende zu reden, um so indirekt Druck auf Wandsworth zu machen. Sie verbuchten beispielsweise einen kleinen Sieg, als sich durch Lobbyarbeit beim Londoner Verkehrswesen TFL herausstellte, dass ein weiteres geplantes Hochhaus, mitten auf dem Gelände eines neuen geplanten Bahnhofsausgang stehen würde. Doch die nahezu vollkommene Zerstörung des Winstanley Estates, sagt Richert, lasse sich nicht mehr aufhalten.

Gutes Leben zwischen Mord und Häusern mit Garten.

Im Grunde sind nur drei achtstöckige lange Häuser unter den vielen verschiedenen Sozialwohnbauten in wirklich schlechten Zustand. Bewohner hier erzählen von schlechten Fenstern und Leitungen, aber auch von sehr guten Nachbarn. Viele andere Häuser hier sind nur zweistöckig, ja sie verfügen über eigene Gärten. Gewaltsame Auseinandersetzungen bei denen auch Waffen eingesetzt wurden, ja Mord, sind in der Region nicht unbekannt, jedoch, so bestätigen ein Dutzend befragter Bewohner keineswegs normaler Alltag. Es passierte das letzte Mal vor drei Jahren. Richtig schlimm sei es aber eher vor 15 Jahren gewesen, bevor man einfache Sicherheitsvorkehrungen wie Kameraüberwachung, sicherere Eingänge zu den Wohnungen einführte. Alle behaupten, dass die Gemeinschaft und das Leben hier gut sei. Das Gefühl des Unwohls, so beschrieben es auch Bewohner Broadwater Farms , „sei eher subjektiv, basiert auf Personen, die sich hier nur kurzfristig aufhalten, und welche die Leute hier nicht kennen“. Dementsprechend ist die Anzahl der Menschen, die von Thatchers Right to Buy, dem Recht seine Sozialwohnung zu kaufen, Gebrauch machten auf dem Winstanley Estate nicht minder. „Armutsfalle“?, fragt eine 30 jährige junge Frau erstaunt, als sie von Camerons Plänen 100 Sozialwohnbauten überall im Land zu bulldozern hört. „Ich bin hier aufgewachsen und zur Schule gegangen und bin heute Ärztin“. Ich würde das Leben hier es nicht idealisieren, mein Bruder wurde hier sogar mal für seine Geldbörse überfallen, aber viel schlimmer als anderswo in London ist es auch nicht“, meint sie.

Doch 102 Millionen Pfund für 100 Wohnungen, die Zahl die Cameron für die Gesamtsanierung der Wohnsiedlungen im ganzen Land locker legen will, sind herzlich wenig Geld. Es sei den, man macht Deals mit Bauunternehmen, die den Restbetrag durch den Verkauf privater Wohnungen ausgleichen. So befürchten viele, dass man Mieter vor die Türe stellt oder weit ab in entfernte und billigere Regionen unterbringen lässt. Bald wird auch hier, bis auf zwei bereits jetzt private Hochhäuser alles zu Boden gestampft werden, genau so wie damals in den 60ger Jahren, als die ehemals viktorianischen aus roten Ziegelstein gebauten Sozialwohnungen nicht mehr adäquat erschienen.

Gesicherte Tory Stimmen

Das ist vielleicht dann auch britische Tradition, den auch im East End und in Chelsea handelte man so im 19 Jahrhundert. Das ehemalige Hafenslum Chelsea ist inzwischen Hochburg der Superreichen, ja in manchen Vierteln liegt der Großteil der Sozialwohnungen Privateigentum. Das mag auch der Traum in Wandswoth sein, nicht weit von Winstanley entstehen überall lukrative Glasbauwüsten. Labours Tony Belton, der seit 40 Jahren oppositionelles Mitglied des Stadtrates für die Gegend um Winstaley Estate ist, sieht den ganzen Prozess als politisch bedingt. „Die Anzahl der Sozialwohnungen sei schließlich ausschlaggebend, ob eine Region eher konservativ oder Labour wählt“, behauptet er. Städte mit weniger Armen, mehr Privateigentum weit und breit und eine gesicherte Stimmen für die blaue Partei.

Winstanley Estate 5 Orofitraechtig, Schon jetzt macht ein Markler an der Haltestelle Werbung

 

Highlights meiner Texte aus dem Jahr 2014| Most interesting texts written by me in 2014

Meine dreizehn besten Beiträge und Berichte des Jahres 2014.  Besonderen Dank  an die taz, die Jüdische Allgemeine und alle Redakteure, die mit mir arbeiteten.  Ihr werdet selten genannt und seid immer essentiell.

My best 13 reports and articles from 2014. Special thanks go to taz, die Tageszeitung, the Jüdische Allgemeine and all the editors that worked with me. You are seldomly named and yet essential.

Endlich kein Randthema mehr. Bericht vom Gipfel gegen Frauengewalt in Konfliktzonen.

https://dzx2.net/2014/06/14/taz-endlich-kein-rand-thema-mehr-finally-no-more-a-marginal-topic/

und

Sexuelle Belästigung. 80 Prozent der Männer sahen zu. S07-tt4-01.ebook

Ministeriale Sitzung

DSC01755No longer a marginal issue. Report from the summit on the elimination of violence against women in conflicthttps://dzx2.net/2014/06/14/taz-endlich-kein-rand-thema-mehr-finally-no-more-a-marginal-topic/and Sexual Harassment. 80 percent of men watched without intervening. S07-tt4-01.ebook

Antisocial subjectivity infringing the principle of >>Living Together<<. Wer hat angst vorm schwarzen Schleier. Kommentar bezüglich der Entscheidung des ECHR über das Verbot des Niqab in Frankreich.

http://www.opendemocracy.net/can-europe-make-it/daniel-zylbersztajn/antisocial-subjectivity-infringing-principle-of-%E2%80%98living-toget

English Article:Antisocial subjectivity infringing the principle of >>Living Together<< Who is afraid of the black veil. On the ECHR decision regarding the prohibition of the Niqab in France: http://www.opendemocracy.net/can-europe-make-it/daniel-zylbersztajn/antisocial-subjectivity-infringing-principle-of-%E2%80%98living-toget

Slimelight. Londons ältester Goth Club.

https://dzx2.net/2014/06/16/slimelight-extra-fotos-additional-photos-to-my-article/

Slimelight.Londons longest standing Goth club. A story.https://dzx2.net/2014/06/16/slimelight-extra-fotos-additional-photos-to-my-article/

London Goth Club Slimelight (c) Daniel Zylbersztajn, All Rights Reserved 2014
London Goth Club Slimelight (c) Daniel Zylbersztajn, All Rights Reserved 2014

Islam ist nicht gleich Islam. Besuch in der Whitechapel East London Moschee, der größten Moschee Großbritanniens http://www.taz.de/Muslime-in-Grossbritannien/!150143/

Islam is not always the same. Visit in the Whitechapel East London Mosque, the biggest mosque in the UKhttp://www.taz.de/Muslime-in-Grossbritannien/!150143/

Whitechapel Mosque (c) Daniel Zylbersztajn.
Whitechapel Mosque (c) Daniel Zylbersztajn.

Alma Deutscher, das glückliche Wunderkind.

http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/20896

Alma Deutscher in teh Tree House (c) Daniel Zylbersztajn
Alma Deutscher in her “Tree House” (c) Daniel Zylbersztajn
Alma Deutscher the happy “miracle child”http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/20896

Kein Penny für Ed (Milliband)

http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/20781

No Penny for EdMillibandhttp://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/20781U

Ukip in Clacton. Ganz gewöhnliche Menschen.

https://dzx2.net/2014/10/08/clacton-simple-people-rather-than-elite-ganz-gewohnliche-menschen-statt-elite/

Ukip Wahlstrategen bei der Arbeit in Clacton (c) 2014 Daniel Zylbersztajn All Rights Reserved
Ukip Wahlstrategen bei der Arbeit in Clacton (c) 2014 Daniel Zylbersztajn All Rights Reserved
Ukip in Clacton. Ordinary People!https://dzx2.net/2014/10/08/clacton-simple-people-rather-than-elite-ganz-gewohnliche-menschen-statt-elite/

Referendum Scotland. Welchen Scotch, bitte?

https://dzx2.net/2014/09/18/4905/

Ein Ire fuer Schottland.   Ruairi O'Conchuir vor der Gedenktafel des schottischen Nationalhelden William Wallace in London. (c) Daniel Zylbersztajn
Ein Ire fuer Schottland. Ruairi O’Conchuir vor der Gedenktafel des schottischen Nationalhelden William Wallace in London. (c) Daniel Zylbersztajn
Referendum in Scotland, Which Scotchhttps://dzx2.net/2014/09/18/4905/

Springbank Brennerei (c) Springbank
Springbank Brennerei (c) Springbank

Die lustige Witwe. Die Escort Lady, über 80.

http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/19844

The merry Widow. Over 80 Escort Lady http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/19844

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Halb Teufel – Halb Kind. Bericht über Großbritanniens Kampagne gegen Frauenbeschneidung / Genitalverstümmlung.

https://dzx2.net/2014/04/30/wir-sind-halb-teufel-halb-kind-half-devil-half-child/

Half Devil – Half Child. Report about Britains campaign against FGMhttps://dzx2.net/2014/04/30/wir-sind-halb-teufel-halb-kind-half-devil-half-child/

Blakelock Prozess bezgl. 1984 Aufstände in London: Justice for all.

https://dzx2.net/2014/03/15/justice-for-all-der-ganze-text/

Blakelock Trial: Justice for all.  Report from the Old Bailey about the brutal murder of a police officer amidst the Tottenham riots in 1984. https://dzx2.net/2014/03/15/justice-for-all-der-ganze-text/

Antisemitischer Cartoon in der SZ (The Tablet)

https://dzx2.net/2014/02/25/opinion-deliberations-after-article-on-the-anti-semitic-cartoon-in-the-sz/

ENGLISH:Anti-Semtic Cartoon in German mainstream newspaper SZhttps://dzx2.net/2014/02/25/opinion-deliberations-after-article-on-the-anti-semitic-cartoon-in-the-sz/

Mark Duggan, erschossen von der Londoner Metropolitan Police,  war kein schlechter Mensch. https://dzx2.net/2014/01/09/mark-duggan-was-not-a-bad-man/

Broadwater Farm Estate, London, (c), reported in taz, die Tageszeitung (c) Daniel Zylbersztajn 2014
Broadwater Farm Estate, London, (c), reported in taz, die Tageszeitung (c) Daniel Zylbersztajn 2014

Daniel Zylbersztajn Highlights 2013:

https://dzx2.net/2013/12/29/2013-im-ruckblick-einer-selektion-meiner-berichte-aus-england/

Daniel Zylbersztajn die besten Beiträge von London 2012:

dzx2.net/cv/london-2012/

Generelle Highlights:

dzx2.net/best-of/

Mark Duggan, shot by the London Met, was not a bad person.  https://dzx2.net/2014/01/09/mark-duggan-was-not-a-bad-man/

Tageszeitung (c) Daniel Zylbersztajn 2014
Tageszeitung (c) Daniel Zylbersztajn 2014

Daniel Zylbersztajn Highlights 2013:

https://dzx2.net/2013/12/29/2013-im-ruckblick-einer-selektion-meiner-berichte-aus-england/

Daniel Zylbersztajn, Best of London 2012:

dzx2.net/cv/london-2012/

General best of:

dzx2.net/best-of/