Daniel Zylbersztajn-Lewandowski, is the GB-Correpondent of the German newspaper taz. Der Grossbritannien-Korrespondent von taz, der Tageszeitung in London., taz, German Journalists in London.
Bob Geldof, March for Europe, London 2/7/16 All Rights Reserved Daniel Zylbersztajn (c) 2016
March for Europe, London 2/7/16 All Rights Reserved Daniel Zylbersztajn (c) 2016
Victoria Ayling wants to become the second Ukip MP, her CV includes serving the county council, attendance of National Front meetings in her student days “for research purposes”, and a video on which she wants to send all immigrants back. All Rights Reserved 2016 dzxe.net
Ukip’s new leader Paul Nuttall during his speech in Sleaford. All Rights reserved (c) dzx2.net
George Galloway at Brexit event of Grassroots Out! in London (c) Daniel Zylbersztajn 2016
March for Europe, London 2/7/16 All Rights Reserved Daniel Zylbersztajn (c) 2016
March for Europe, London 2/7/16 All Rights Reserved Daniel Zylbersztajn (c) 2016
March for Europe, London 2/7/16 All Rights Reserved Daniel Zylbersztajn (c) 2016
March for Europe, London 2/7/16 All Rights Reserved Daniel Zylbersztajn (c) 2016
Nigel Farage at Brexit event of Grassroots Out! (c) Daniel Zylbersztajn 2016
Brexit Supporter at Grassroots Out Event (c) Daniel Zylbersztajn
March for Europe, London 2/7/16 All Rights Reserved Daniel Zylbersztajn (c) 2016
Dises Jahr war für mich als in London lebender Korrespondent besonders voll. Hier in Großritannien gab es nicht nur das Brexitreferendum und einen Regierungswechsel nachdem Cameron zurückgetreten war, sonden auch Probleme in der Arbeiterpartei, den 90. Geburtstag von Königin Elizabeth und die Bürgermeisterwahlen in London im Angebot.
Vor dem nun berüchtigten EU Referendum zog ich für die taz durch ein Duzend Städte und Regionen Englands und befragte dort ganz gewöhnliche Menschen, wie sie sich entscheiden werden, “In” oder “Out”. Darunter Städte wie Bristol, Aberysthwyth, Leicester, Chicester und Newquay. Wöchentlich außerhalb London situiert war ich einer der wenigen Journalisten, die sich auf Grund der Recherchen vor Ort klar wurden, dass es bei der Abstimmung zumindenst eher sehr knapp werden würde. Unter den vielen Leuten, die ich in Wales, Cornwall und England traf (Nordirland und Schottland übernahm mein Kollege Rolf Stotscheck), blieben vor allen die Fischer in Portsmouth in meinem Gedächtnis hängen (Die Fischer von Portsmouth wollen raus). Es war ihre Geschichte von „Schlachten,“ zwischen ihnen selber und französischen Fischern auf hoher See. Als Grund nannten sie die EU Fischereiquoten. Natürlich, so erzählten sie mir, stimmten sie alle für den Brexit, ganz klares Ding, angeblich. Zur gleichen Zeit lies jedoch Greenpeace wissen, dass das Problem solcher Fischer eigentlich gar nichts mit den EU Quoten zu tun habe, sondern mit ausbeuterischen Großunternehmen im Vereinigten Königreich selber, welche diese Quoten aufkaufen und sie dann ihrerseits an kleinere Fischerflotten abgeben (siehe Greenpeace Bericht (englisch) hier). Das, laut der Umweltorganisation, sei also das wahre Problem und sei eine vollkommene interne Angelegenheit und innerhalb Großbritanniens selber lösbar.
Die ausländerfeindlichste Stimmung gegen die EU nahm ich jedoch in Dover wahr (Ein Besuch im Hotspot Dover). Es war ein sonniger doch politisch sehr frustrierender und düsterer Tag in der Hafenstadt. Als Reaktion gab ich einen um Geld bittenden somalischstämmigen Briten an der Haltestelle in Dover am Abend zu viel des Guten. Eine Überreaktion, da ich dachte, dem hilft hier neimand.
Wie es oft der Fall ist, begab ich mich auch in 2016 in mir bisher relativ unbekannten Gegenden. Batley in Yorkshire beispielsweise, oder Dudley im Black Country und Sleaford. Zum Teil kamen dabei radikale und extreme Meinungen zum Vorschein, symbolisch für den populistische Mix dieser Zeit und die Unyufriedenheit vieler (siehe z.B Im Land der Schuldzuweisungen, Eine Schauspielerin solls richten ).
Auch stark in meiner Erinnerung bleibt ein längeres Interview mit Marina Litwinenko, der Witwe des mit höchster Wahrscheinlichkeit durch Russland ermordeten Alexander Liwinenko (Die beharrliche Witwe). Sie trank während des yweistündigen Interviews keinen Tropfen Wasser, während ich einen Kaffee genoss.
Mein Treffen mit dem korpulenten Clasford Sterling, dem Aktivisten und Fußballcoach auf Broadwater Farm, einen Wohnkomplex in Tottenham, war ein anderer einprägender Moment. Sowohl die Regierung in Westminster, als auch die Lokalbehörden beabsichtigen den Wohnkomplex abzureisen. (Streit um Broadwater Farm). Nahezu allein kämpfen er und die Bewohner gegen die Politik.
Foto Daniel Zylbersztajn, (c) 2016, All rights Reserved
In der Arbeiterpartei Labour gab es dieses Jahr mehrere Krisen. Zum einen gab es Probleme mit dem Antisemitismus, zum anderen wurde dem Parteivorsitzende Jeremy Corbyn von seiner Parlamentsfraktion das Misstrauen ausgesprchen, woraufhin er von Owen Smith zu einer einer Neuwahl aufgefordert wurde, welche Corbyn schließlich mit vergrössertem Mandat für sich gewann. Ich habe das alles nach und nach für verschiedene Zeitungen dokumentiert (siehe u.a. Labour und der Judenhass, und Labours Feindschaft) Zum Antisemitismus gab es in der Jüdischen Allgemeine hierzu sogar ungewöhnlich ganze vier Beiträge, inklusive einem Leitkommentar. Auf der anderen Seite schrieb ich in einem langen taz Schwerpunkt über die ungebrochene Popularität Corbyns in seinem Wahlkreis im Norden Islingtons. Nach zwei Wochen langen Recherchen, gab es wenig unter den von mir in Nordislington Befragten, die sich negativ über Corbyn ausdrückten. Labour: Dem alten immer noch treu.
Foto Daniel Zylbersztajn, (c) 2016 All Rights Reserved
Zum Ende des Jahres würde ich, neben einen Besuch zu Chanukkah vom Jewish Labour Movement (Labour geht ein Licht auf), dann noch einen symphatischen Müllmann treffen, der bei einer Nachwahl Labour Abgeordeter werden wollte.Er schaffte es nicht und wurde nur Dritter. Ukip gegen Labour im englischen Brexitland.
Jim Clarke, Binman aiming for Westminster seat for Labour in Sleaford. Creative Commons License, Share with full reference(c) 2016
Besonders interessant waren zwei auf längere Recherchen beruhende Texte. Eine Schwäbin in Kent behandelte die Person Anna Essinger und die Schule, die sie 1933 von Ulm nach England verfrachtete, wo sich die Schule später vorallen um jüdische Flüchtlingskinder kümmerte. Ich traf mich mit mehreren Zeitzeugen, der Jüngste 83, der Älteste 92. Später kam es deswegen in London zu einem Vortrag mit zwei Zeitzeugen, von dem es ein Video gibt (Englisch).
Eine andere Recherche, die sich mit der Vergangenheit beschäftigte, bezog sich auf Prinzessin Alice, der Mutter von Prinz Phillip. Ich befasste mich sogar länger, als ich es beabsichtigte mit dem Thema und interviewte letztendlich auch ihren Biographen. Grund war, dass mich das oft mit Tragik erfüllte Leben der Prinzessin faszinierte. Unter anderem, rettete sie auch eine jüdische Familie und viele verletzte Soldaten. Für den Bericht, Die vergessene Helferin, bekam ich die persönliche Erlaubnis ihrer Hoheit Prinz Philip, Fotos seiner Mutter wiederzugeben.
Absage nach Paragraph 116 spricht von bürokratischen Verordungen in Deutschland gegen welche die adoptierte Tochter eines jüdischen Flüchtlingpaares aus Deutschland gestossen war, die nach dem Referendum die deutsche Staatsangehörigkeit beantragen wollte.
Nebenbei arbeitete ich für die Südengland Ausgabe des ADAC Reisemagazins. Hier ging es um ganz andere, weniger politische Themen, sondern um Besonderheiten Südenglands. Meine besondere Aufgabe war es dabei Menschenprofile zu recherchieren, interviewen und mit Fotografen zu koordinieren. So endete ich auf einer Teeplantage mitten auf einem riesigen Privatgut in Cornwall (Tregohnan), lief zusammen mit dem Fotografen Reinhard Hunger vier verschiedenen Pfarrern in Oxfordshire hinterher, befragte einer Kanalschwimmerin, die bereits dreimal von Dover nach Calais geschwommen war, über ihre Motivationen, lernte die Buttlerin eines aristokratischen Haushalts kennen, interviewte und hatte Mittagessen mit der Graffitikünstlerin Gemma Compton, einer der führenden Frauen in der englischen Streetartszene, und hatte eine Führung der McLaren Fabrik, durch Amanda Maclaren der Tochter der Gründers und Rennfahrers Bruce Maclaren, die mir unerwartet und offen von ihrem Vater erzählte, der 1970 bei einem Rennen sein Leben verlor. In Maidenhead traf ich dann den “Schwanzähler” ihrer Majestät der Königin, und begab mich in eine Perückenwerkstatt im Zentrum Londons, wo die Perücken der Richter und Anwälte des britischen Rechtssystems angefertigt werden. Weitergelegen in mitten einer Bucht umrandet von tiefen Wald in der Nähe von Southampton, bekam ich eine persöhnliche Führung für das Magazin der Übereste eines jahrhundertealten englischen Kriegsschiffes, der “Holy Ghost”, auf welche der Historiker Ian Friel zufällig gestossen war. Aber ich entdeckte nebenbei, dass er auch ein Dramatuloge ist.
Am Ende musste für die auch noch ein Titelbild organisert werden. Dazu musste ich erst vier Kinder organiseren, die vor einem burgähnlichen Turm in Ritter und Prinzessinenkostümen auftreten sollten, sie nach Oxfordshire fahren und mich dort mit den Fotografen Peter Guenzel und seinem Team treffen. Es ging alles gut. Die Mädchen, beide acht Jahre alt, darunter auch meine Tochter, beschwerten sich jedoch, dass nur die Jungs mit den Schwertern kämpfen durften und Am Ende machte der Fotograf dann noch Fotos mit allen Kindern mit Schwertern, ins Magazin kam jedoch das mit der traditionellen Geschlechterteilung.
Die Mädchen hatten genug davon, dass nur die Jungs mit den Schwertern kämpfen sollten, und erfriffen die Waffen! Foto: Daniel Zylbersztajn, (c) 2016, All Rights Reserved
In der Nacht des Brexit Referendums schlug ich mich mit einem Leihwagen an mehreren Orten gleichzeitig für die taz herum, denn ich war ihr einziger Mann in London selber. Gegen vier Uhr am Morgen war ich so dabei, als Nigel Farage seine Siegesrede hielt.
Taz hatte am Ende nur einen Bruchteil meiner langen Nacht und Reportage ins Blatt genommen, da man sich entschlossen hatten, auch aus u.a. aus Brüssel und Berlin Angaben einzunehmen. Das war für eine Tagesyeitung keineswegs verkehrt, denn das referendum hat ja internationale Auswirkungen.
Als Extrabeilage hier zum Jahresende dieses markanten Jahres, deswegen mein persönlicher Bericht der Brexit Referndumnacht in London, so wie ich es erlebte, im Zeitraffer.
Gott wird Grossbritannien retten!
23. Juni 2016
07.00 Die Wahllokale machen in ganz Grossbritannien auf
08.25 Arsenal U-Bahn Eingang, Nordlondon: Eine junge Frau hat “I’m In” Sticker in der Hand und reicht sie den Leuten in der Morning Rush Hour. “Komm schon”!, fordert sie die Leute auf. In der U-Bahn sitzen bereits zahlreiche Personen mit dem Sticker.
10.15, Kings Cross, Philip 24, steht hinter einem Klapptisch mit Prospekten und Stickern. Der gerade graduierte Rechtswissenschaftler erzählt, wie er hier seit halb sieben steht, “weil er sich als Eurpäer versteht”, und bis jetzt “nur ein paar Leute” ihn angeschrien hätten. Am Russell Square und in Holborn stehen ebenfalls Remain Leute. Anastasia Koro Literaturdoktorantin aus Russland steht auch da, mit DockMartins und schwarzer Hose und sagt, “Ich stehe hier gegen Putin”! Russland ist an alle dem Schuld, schau Dir Georgien und die Ukraine an, “ Sie hat sich extra den Tag frei genommen und will hier bis 10 Uhr nachts bleiben.
20.00 Hannover Schule, Noelstraße, Islington, Nordlondon. Eine Menschentraube von mehr als 30 Menschen, alles Journalisten, steht vor dem Eingang. Ein großes weißes Schild verät es ist eine POLLING STATION, ein Wahllokal. Drei Jungen mit Hoodies fahren auf der Straße vorbei und schreien laut: “Fuck the EU, Fuck Boris!” Es ist das Wahllokal, wo Brexitanführer und ehemaliger Londoner Bürgermeister Boris Johnson bald seine Stimme abgeben soll. Georgia Bendath, 29 kommt aus dem Wahllokal in dem sie gerade für Remain stimmte und beschreibt Boris als Idioten, weswegen hier die ganze Show laufe, während kein einziger Mensch drinnen sei.
20.10 Colebrook Street, Islington. Vor dem Wohnhaus Boris Johnsons steht ein Polizeieinsatzwagen und ein bewaffneter Beamter zusammen mit vier Photographen.
20.40 LSE, Kellner mit Schleife bieten Leckerbissen vor eleganter Crowd an, ehemaliger LSE Student John Evans, 67 und seine Frau Jane kamen aus der Grafschaft West Sussex heute extra hier her, um bei dieser akademischen Veranstaltung zum Referendum endlich Fakten zu erhalten. Beide sind im Remain Lager.
21.05 Prof. Kevin Featherstone beginnt die LSE Veranstaltung und dankt erst mal seinen zahlreichen Kollegen. Im vollen Auditorium stehen Sektglaäser und Bierflaschen.
22.00 Millbank Tower, 29. Stock, Vote Leave.EU Party. Der Veranstaltungssaal ist nur halbvoll. Der Ukip Europaabgeordnete Raymond Finch, sagt er hofft, dass er heute seinen Job verliert und einen echten Job bekommt. Es gehe darum, dass man auf die Arbeiterklasse höre und um Souvereignität. Im Hintergrund singt die Band, alle Mitglieder sind schwarze Menschen, ganz im Gegenteil zum Rest der Anwesenden, “Wishing on a Star”. Doch die ersten Resultate des Referendums kommen nicht wie erwartet jetzt, sondern sollen erst gegen Mitternacht einrieseln.
Die Kollegen vom Deutschen Handelsblatt sind auch da, mit ganzen drei Personen, und haben sich Papierhütchen mit Unionjack aufgesetzt.
22:35 Millbank Tower. Zwei der Sicherheitskräfte unterhalten sich am Eingang auf polnisch. Einer von ihnen, Martyn witzelt: “Noch reden die Leute mit mir hier”.
22:40 Abingdon Street, College Green, gegenüber dem britischen Parlament: Dean John, 52 hält ein Plakat mit dem Titel “Verrottetes Europa”, hoch und erklärt, “Gott wird Grossbritannien retten”!. Liz neben ihm, weht Autofahren mit ihrem selbstgemachten Schild, “Love Europe, Leave the EU”, entgegen. Neben ihnen steht ein Dorf mit Zelten von über 30 Fernsehanstalten. Am Parliament Square liegen Blumenstraüße für die ermordete Jo Cox, sie wollte in der EU bleiben, und wurde dafür ermordet.
23:25 The Dove Pub, Broadway Market, Hackney, Ostlondon: Architekturstudentin Emma verkündet, dass sie nach Frankreich ausreisen werde, sollte Brexit gewinnen.
23:38 The Dove Pub: Lautes Geschrei von einer kleinen Gruppe mit großem blauen Vote Remain Poster. Auf dem Bildschirm vor Ihnen ist gerade das Resultat aus Gibraltar verkündet worden. The Rock will in der Union bleiben. Die Remain Gruppe zeigt auf die Männer am Nachbartisch aus Südwestlondon, Brexitanhänger, die hier laut ihren Angaben zur Brexitfeier gekommen sind, doch die Nacht ist noch lang. Dennoch spricht Ukip Führer Nigel Farage im Fernsehen davon, dass das EU Lager einen Vorsprung habe. Der 37 Jahre alte Norweger Syver Zachnassen, der Vereingung “Norweger Jugend gegen die EU” , der seit März die Brexitkampagne unterstützten, ist dennoch noch nicht reigniert.
24. Juni 2016
00:31 LSE: Mehr als 25 Leute stehen vor einem der Fernsehschirm. Ganz vorne ist Sir David Buttler, 92 Jahre alt, er vervolge jede Wahl seit 1942, und schrieb einst ein Buch zum aller ersten Referendum. Seine Brille ist abber jetzt nach unten auf die Nase gerutscht, man sieht ihm Fassungslosigkeit an. 50.5% der jetzigen Stimmen sind für Out, erzählt die BBC gerade . Professor Luis Garicano von der spanischen Antikorruptionspartei Prodemos gesteht die momentane Aussicht depremiere und überasche ihn. “Die verlierer müssten eine Entschädigung erhalten”, sagt er. Dr. Swati Dhingra, die heute um 10.00 Uhr hier Vorlesung halten muss, schafft es dennoch nicht nach Hause zu gehen. Sie fürchtet schlimmste wirtschaftliche Konsequenzen.
01:23 Parliament Square. Ein Straßenreinigungstrupp schmeisst die Blumen zum Andenken Jo Coxs nach und nach in einen Abfallwagen
0:29 Lift Millbank Tower. Ukip Parteimitglieder sprechen über den” verdienten Urlaub auf Ibiza”. Als der Lift ein paar Etagen vorher stehen bleibt, steigen Journalistinnen von Russia Today ein. Ein Ukiper witzelt mit gefälschten russischen Akzent ARRTI. Keiner findet es lustig.
01:35 Millbank Tower, 29. Stock. Vote Leave.EU Medien Chef Brian Montleith schaut auf den Monitor, neue Resultate zeigen das “Exit” Vorsprung ansteigt: “Fucking Brilliant! That’s Brilliant!, bemerkt er. Die Fenster im Obergeschoss sind inzwischen von angeschlagen, Nigel Faragehält sich in einem abgeschlossenen Raum auf, da wo vorher noch die Musikband war.
02:00 LSE Die Menschenversammlung vor dem Fernseher ist nun doppelt so gross. Sir David Buttler steht immer noch ganz vorne. Die Out Stimmen sind inzwischen auf 53% angestiegen Eine dreier Runde, sie sind alle Angestellte der britischen parlametarischen Bibliothek, diskutiert die Resultate. Lukas Audickas will wissen, dass es nicht so schlimm ist. “Wir wissen, dass sind nur die ganzen dörflichen Gemeinden”! An einem anderen Tisch argumentiert IT Dozent Derek Groen, 34, dass man schnell allen Universitätspersonal fünf Jahresverträge geben müsse, denn wenn die europäischen Gelder verschwänden, würden auch das akademische Personal gehen. Seine Frau Moqi Groen-Xu ist sauer, daß all dies gerade ausgerechnet an ihrem Geburtstag geschehe.
02:55 LSE Die Resultate Resultate aus London kommen: Die Leute in der LSE freuen sich. Endlich kommen die Stimmen für den Verbleib in der EU, doch die Freude ist nur kurz. Alle müßten den Saal räumen, sagt eine Frau, man müsse die Uni um 0300 dicht machen.
03.11 Bar Italia, Frith Street, Soho, West End: Fußballfreunde Jo, David und Nick alle mitte 50, streiten über das Referendum und schauen gebannt auf den grossen Bildschirm an der Wand. Der rumänische Crossdresser im Minirock und Stöckelschuhen Constantin Tianmic, 25 spricht von Politricks, und sagt, “er kann es fühlen, dass alles noch gut ausgehen wird”. Er hat vor hier bis um 06.00 Uhr zu bleiben.
Referendumnacht Bar Italia, Foto Daniel Zylbersztajn (c) 2016
03.46 Millbank, Erdgeschoss. Die Party hat sich von oben ins Erdgeschoss verlagert und ist guter Laune. Raymond Finch, MEP, sieht aus als sei alle Bürde von seinen Schultern gefallen. “Dies ist worauf ich seit 10 Jahren gewartet habe. Freiheit, wir haben unsere Freihit wieder”!, jubelt er. Er will das ganze gleich mit mehr Bier feiern, aber an der Bar gibt es nur noch Wasser. Die Athmospäre steigt mit Aufregung und Wichtigkeit, ein Resultat nach dem anderen ist für “Out”. Die Menge schreit “we want Out!”
03.55 Nigel Farage betritt den Raum und stoeßt auf einen Freund. “45 Jahre, ich kann es nicht glauben”!, teilt er diesem mit, mit Tränen in den Augen, und verfolgt von Kameras. Es folgt eine Rede, die vom Sieg für echte Menschen gegen den Kampf der großen Politik spricht und dem “Morgen der Unabhänigkeit”.
Nigel Farage vor seiner Siegesrede, 24 Juni 2016, Foto Daniel Zylbersztajn, (c) 2016
04.10 Die Fernsehübertragung spricht vom stärksten Fall des Pfunds seit 1985. Ein Mann im Saal ruft, “Yeah, hoch auf den britischen Export”. Farage wird von verschiedenen Kamerateams interviewt, hinten an der Bar gibt es Schinkensandwichs. Jedesmal wenn ein weiteres Out Resultat gemeldet wird, schreien die Anwesenden “Yeah”!
04:40 Tageslicht kommt auf, und die BBC verkündet, “Der Brexit sei eine sichere Sache”!
04:50 Bar Italia, Soho: In der Bar Italia ist nur noch ein Gast übrig, auch der Crossdresser ist weg. Der Bulgare erzählt, dass alle gegangen seien, weil sie es nicht mehr mitansehen und ertragen konnten. Er selber sei aber glücklich. “Die EU ist schlimmer als Bulgarien unter dem Kommunismus”, behauptet er ohne es zu begründen.
Mit dem Frust des resultates, konnten sich Londoner nicht mehr länger halten. Bar Italia leer, nachdem das resultat klar war, Foto Daniel Zylbersztajn (c) 2016
05.11 Ein Pressekordon baut sich vor Downing Street auf.
05.17 Parliament Square Jo Cox Blumen sind alle weg.
06.00 St. Pancras International Bahnhof: Craig, 34 wartet auf den Eurostar. Er sagt er ist zufrieden mit dem was gerade passiert sei. “Jetzt haben wir die Freiheit um zu handeln mit wem wir wollen”. Er liebe Europa, aber nicht die EU. Emma Hasselbach, 19 aus Washington State, die ebenfalls gleich nach Paris fährt, macht das das Resultat des Brexit jedoch Angst. Ich sehe jetzt, dass so was auch bei unseren bevorstehenden Wahlen in den USA passieren kann, und da wartet kein anderer als Donald Trump.
06.30 Am Kings Cross, dort wo Philip noch am Vortag stand liegt nur noch ein Flugblatt von ihm auf dem dreckigen Strassenpflaster.
Gegen sechs Uhr Morgen am St Pancras Bahnhof mit dem Resultat klar, Foto (c) 2016Daniel Zylbersztajn
08:10 David Cameron tritt vom Amt des Premierministers zurück
Kings Cross 6.30, 24.6.2016
Zum Ende noch ein Foto, welches ich bei der pro EU Demo nach dem Referendum aufnahm. I am Brit (ish) schrieb da einer. Auf Deutsch, beduetet die ish Zufügung, dass man so mehr oder weniger etwas ist.
March for Europe, London 2/7/16 All Rights Reserved Daniel Zylbersztajn (c) 2016
All Images copyright protected. (c) Daniel Zylbersztajn
Clacton, potentieller parlamentarischer Einmarsch der anti-EU Partei Ukip – Will defector Carswell get Ukip their first parliamentary seat in Westminster?
Below is my article about the Tory defector to Ukip Douglas Carswell (published Monday 6/10/14), whom I met personally in Clacton-upon-Sea. My article talks about the city and region and its people, but then focuses on Carswell and his political outlook. Some may prefer many other political solutions to Clacton than Ukip. Strictly speaking, on political thought and his background, I have to say that I’d rather have Carswell than Farage heading a possible Ukip parliamentary group. Carswell is of a much more exposed and more diverse life than Farage, having gone to a school with people of many backgrounds in Uganda, and having been the child of two medical doctors. Carswell insists, he does not support racism against people and you won’t hear the same type of populist comments from him as from Farage or other party members. He insists nobody should blame immigrants and make them into scape-goats, the problem, the way he sees it, is “the system that allows, in his view, little controlled migration to happen.” He advocates a point-system without discrimination to background, but one that applies more directly to the needs of the UK employment market. It is noteworthy that some of his constituents who vote Ukip are not so diplomatic on the topic of immigrants.
Carswell also wishes to see a more fair and open relationship with economic trading partners across the world, and especially, for Britain, with the English speaking world (Commonwealth and USA). He also advocates constitutional reforms that allow a more direct relationship with democracy, to reshift the balance between power and people towards people.
On the other hand one has to wonder what solutions Carswell has for the economically deprived areas in his constituency? Youth unemployment was very noticeable throughout town and it is known that in some areas 1/3 of the young people are without a job, making these areas Britain most deprived sea town. That is the main challenge to anyone winning the elections.
Interesting on the side-line, is the behaviour of the Conservative Party (in Clacton). I have requested on several occasions and in all formats to meet and report on the Clacton candidate Giles Watling (including reminding him in person during a brief encounter, whilst handing him a card of mine), but in spite these requests, no attempt was made to collaborate with a German correspondent.
In their official reaction, the Tories said, they could not respond due to the party political congress, but I had made contact before the congress and a press spokesperson in London had told me that he would remind the Clacton chapter to contact me. One can only second guess what else the reasons could have been, one obvious possibility could be an attempt to severely restrict and control news about Giles Watling, because the stakes are so high and people that things are not that well in the party due to the jump of Carswell.
A final observation from Clacton is the fact, that apart from those animated to vote, there were quite a few of those unwilling to vote for anyone, or as in one case, to vote for the Official Raving Looney Party. No trust in politics remains an issue, something Carswell says he is very keen to address.
Many more details in the full report see link below (German).
Bezgl. meinem taz Bericht erschienen am Mo. 6.10.14
Mit Douglas Carswell erscheint ein Politiker an der Ukip Front, der viel näher an der Politik der AFD ist, als Ukip Parteiführer Farrage. Zwar sind er und Ukip mehr skeptisch gegenüber der EU als Afd, aber er versteht die historisch bedingte deutsche Stellung, wie er mir versicherte. Carswell ist im globalen Weltdenken, seinem Parteiführer Farrage um Weites überlegen, denn Carswell wuchs als Sohn zweier Ärzte in Uganda auf. Seine Schulerziehung bewies ihm, erklärt er, dass trotz Hintergrund (in seiner ehemaligen Schule Afrikanisch, Indisch, Europäisch) Menschen zusammenarbeiten können. Er verwies auch auf einen rumänischen Arzt in Clacton, ohne welchen es nicht ginge und der spitzen Dienste leiste. Da hatte man schon andere Töne von Farrage gehört, der einst angab, “er wollte nicht Mannschaften rumänischer Flüchtlinge in seiner Nachbarschaft beherbergen”, oder fremde Sprachen im Zug in England hören (dabei wurde er zurecht vom Radio Moderator der bei dieser Aussage anwesend war, auf seine deutsche Frau verwiesen). Mit Carswell könnte sich die Ukip Partei in eine solidere und weniger populistische Partei bewegen, sondern eher in eine liberal-konservative.
Auf der anderen Seite stehen Lösungen für die vielen Arbeitslosen jungen Leute Clactons aus. Enttäuschend ist übrigens, dass es, trotz wiederholten und mehrfachen Anfragen, die konservative Partei nicht als notwendig hielt, sich einem deutschen Korrespondenten gegenüber bezüglich Clacton zu äußern. Es mag viel auf dem Spiel stehen, offiziell hieß es, sei dies wegen dem Parteikongresses der Konservativen gewesen, allerdings sagte mir ein zentraler Pressesprecher der Konservativen in London, dass er Clacton Tories nochmal dazu ermahne würde, sich zu melden. Sie taten das nicht.
Zwei Berichte von mir in der taz, einer über Probleme beim derzeit größten Multimilliarden Bauprojekt Europas. der Ost-West Bahn Strecke Crossrail in London und ein anderer über die UK Independence Partei, welche trotz gegenwärtiger Bemerkungen aus eigenen Kreisen standhaft behauptet, nicht xenophob, rassistisch oder homophob zu sein.
ENGLISH
Two reports by me in the German Taz. One about problems the work-force of the multi-billion construction site Crossrail experiences. Crossrail is a new train connection that aims to connect East and West London. The other report about Ukips claims it would not be a xenophob, homophobe or racist party, and its predictions to come out as the strongest UK party in EU elections.
Crossrail by the way failed to answer further questions by me, whilst the office of the London Mayor simply did not answer at all. Hardly democracy at not at work of democratic and publicly funded posts and institutions. It is not the first time the London mayoral office behaved like that, they are either incompetent answering questions or they do it deliberately.
You must be logged in to post a comment.