Daniel Zylbersztajn-Lewandowski, is the GB-Correpondent of the German newspaper taz. Der Grossbritannien-Korrespondent von taz, der Tageszeitung in London., taz, German Journalists in London.
Dieses Jahr war als Journalist in Großbritannien ein non-Stop Erlebnis. Es ging vorallen um Terror, Brexit, Grenfell, und Gewalt. Nicht alles worüber ich im letzen Jahr schrieb findet sich hier wieder. Eher die wichtigsten nach meiner Meinung! Damit das Jahr dennoch Süß endet kommt vor meiner Anreihung der besten Berichte des allgemeinen Jahres das Bild des Bäckers Sruli Ginsberg, über dessen Sufganiot ich schrieb.
This year was for me as London correspondent a non-stop event. The topics were above all terror, Brexit, Grenfell and violence. Not all articles I wrote are listed up here, rather those I felt were important for one reason or another. In order that the common year ends still sweet, I like to start with a picture of Sruli Ginsberg, a baker about whose Hanukkah Sufganiot I wrote.
Most texts are in German, but there are some in English:
Messerverbrechen in London – Knife Crime in London
Alltagsgewalt in London: Tausende Messerangriffe pro-Jahr – taz.de
Dies war eines der wichtigsten Themen für mich, mindestens ein halbes Jahr in Planung, bis ich die Redaktion dazu bewegte es in die deutsche Zeitug zu stetzen. Es kam auch dann verspätet, wegen den Wahlen, und den Terroranschlägen.
Everyday violence in London: Thousands of knife attacks per year.
This was a piece I had wanted to write for quite a while and had to wait until the editors approved it. But even after I had researched and written it was delayed, due to the terror attacks in London and Manchester, and the surprise elections. http://www.taz.de/!5422090/
(c) Daniel Zylbersztajn, All Rights Reserved
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Literatur – Literature:
Besuch bei der nigerianischen Verlegerin Bibi Bakare Yusuf
Visiting the Nigerian publisher Bibi Bakare Jusuf
Für eine Sonderausgabe in Sachen afrikanischer Literatur besuchte ich Bibi Bakare Yusef.
For a special feature on African Literature, I visited Bibi Bakare Yusuf.
04-2017 Unter Europafreunden – Amongst Europe’s Friends
Southwark, der EU begeisterteste Wahlkreis in Großbritannien hatte die Wahl zwischen einem pro EU Kandidat der Liberal Demokraten und der anti-EU Labour Veteranin Kate Hoey. I ch machte mich vor Ort schlau.
Elections in Southwark, the most EU enthusiastic area in Great Britain had the choice between a pro EU Lib Dem candidate and the anti-EU Labour veteran Kate Hoey MP. I spent several days on the ground.
Gleichberechtigung an britischen Unis: Die einzige schwarze Direktorin
Equality in British Higher Education: The only black director.
Dies war ein wichtiger Bericht über Gleichberchtigungshürden an britischen Universitäten. ch Sprach nicht nur mit Baronin Amos, sondern auch anderen bekannten akademischen Personal.
This was another important report about the glass ceilings at UK universities. I did not only interview Valerie Amos but also several other senior UK academic lecturers, including Robert Beckford and Paul Gilroy.
Atomkraft im Nordwesten Englands: Im Schatten der Strahlen
Nuclear Energy in the North West of England. In the Shadow of the rays
In Nordkumbria gab es Nachwahlen. Labour verlor hier de Sitz, wegen der Atomkraft. Ich recherchierte hier einige Tage mit Atomkraftgegnern und Opfern. Die Politiker bis auf einen, wollten sich nicht der Presse stellen.
In North Cumbria Labour lost their seat due to nuclear power. I conducted several dazs research amonst anti nuclear actvists and victims. The politicians were not available to be interviewed, bar one, one the Green Party. http://www.taz.de/!5382462/
Shoah Survivor – Holocaust
Dies war eines der letzen Interviews die Sam Pivnic, Überlebender zahlreicher KZs und Arbeitslager, daruter Auschwitz, bevor er im August verstarb.
This was one of the last interviews of Sam Pivinic, survivor of multiple concentration and work camps, a.o. Auschwitz, before he passed away in August.
1-17 Spendenappell für polnischen Lkw-Fahrer: „Einer wie ich“ –
Mitten im Januar begab ich mich auf kalte und dunkele Lasterparkplätze um mit Brummifahrern zu reden,
Collecting Money for the victim of Berlin terror. One like myself
In the midst of January, I travelled to dark and cold HGV parking lots next to the motorway to discuss the terror attack in Berlin with the drivers. http://www.taz.de/!5366413/
Plakat in Dudley, erzählt stolz von dem was hier geschah, auch Wochen nach dem Referendum, der Zeitunkt als dieses Foto gemacht wurde. Foto (c) Daniel Zylbersztajn, Ale Rechte vorbehalten!
Dieser Sommer war einer der vollsten, journalistisch gesehen, seit Jahren, verantwortlich dafür war das Brexit Referendum. Bei alledem ist es vielleicht überraschend, dass manches von aus meiner Feder nicht einmal veröffentlicht wurde. Doch soviel verlangten Redaktionen von mir, dass zwei meiner Berichte im August, beide bestellt und befürwortet, es handelt sich um ein Interview und einen aufwendigen Bericht, nicht veröffentlicht wurden. Die Zeitung hatte mit dem Aufruhr in Großbritannien einfach zu viel bestellt. Im Grunde ist das immer ärgerlich, da gerade einer der Berichte in denen ich sechs Geschäftsführer interviewte, darunter auch große Namen, sehr zeitaufwendig war, sowohl für mich, als auch für die Geschäftsführer, die mir ihre Zeit zur Verfügung stellten. Das Interview war ebenfalls aufwendig, verhandelt und arrangiert mit Damien Chalmers, einen Professor der LSE aus seinem Urlaub in Südost Asien.
Solche Dinge passieren leider im Zeitungsgeschäft und leider sind beide Berichte inzwischen nicht mehr so aktuell wie sie im August waren.
Neben dem Brexitreferendum lief der Arbeiterpartei Wahlkampf, wo sich Jeremy Corbyn ein zweites Mal einer Wahl unter den GenossInnen stellen musste, siehe Der Kampf um den Kopf Corbyns.
In “Dem Alten immer noch treu” besuchte ich die zwei Bezirke Islingtons in London, von Jeremy Corbyn und seiner Parteivertrauten Emily Thornberry, sowie eine Veranstaltung des Herausforderers Corbyns, Owen Smith. Die guten Worte zu Corbyns kamen in seinem Bezirk von allen, so sehr schwärmten die Bewohner dort von seinem Einsatz als Abgeordneter, ganz im Gegensatz was parlamentarische Mitglieder der Partei von ihm dachten. Dennoch gewann Corbyn im September mit großer Mehrheit die Wahl zum Parteivorsitz.
Doch mein Einsatz für die Jüdische Allgemeine bedeutete auch, dass ich die Anklage des Antisemitismus in Labour untersuchen musste. In Labour und der Judenhass wurde diese Problematik deutschen Lesern vorgestellt.
In der Zwischenzeit gab es auch Anderes: Am 25. August erschien von mir ein Beitrag zu Prinzessin Alice, der verstorbenen Mutter von Prinz Philip. Die Zeitung nannte es “Die vergessene Helferin”. Im Grunde gab es hier nichts Neues, meine Recherchen folgten stark Hugo Vickers, ihrem Biographen. Doch ist ihre Geschichte weder in Großbritannien, und noch weniger in Deutschland bekannt. Alice hatte auf der einen Seite viele Menschenleben gerettet, dabei eine jüdische Familie, und kämpfte andererseits nach schweren Erlebnissen mit ihrer eigenen mentalen Gesundheit. Es führte zu einer bedauernswerten Beziehung zwischen Philip und seiner Mutter, der seine Mutter kaum sah.
Drei Tage vor dem Erscheinen dieses Berichtes, konnte man einen kurzen Kommentar von mir lesen, als in München ein Amokläufer um sich geschossen hatte, und die Stadt zum Stillstand brachte. Doch schon einige Wochen später würde ich bei einem ähnlichen Angriff (Zylbersztajn: Londons diffuse Terrorangst) eines mental instabilen Mannes in London. Ich bat sofort um die Erlaubnis, hierzu einen Kommentar verfassen zu dürfen, und so schrieb ich darüber, was wirklich Menschen in London terrorisiert. Die eigene Jugend mit gewetzten Messern. Das Problem heißt nicht Terror. Interessanterweise lebte ich eich einst 15 Minuten vom ersten und heute 15 Minuten vom zweiten Tatort entfernt.
Roboter auf sechs Rädern… zukünftiger Postbote? Foto (c) Daniel Zylbersztajn
Neben einem Rendezvous mit einem Roboter, kümmerte ich mich weiter um Großbritannien nach dem Referendum.
Auch nach Batley, den Bezirk in Westyorkshire wo die Labourabgeordnete Jo Cox umgebracht wurde, wurde ich geschickt um die Atmosphäre in England nach dem Referendum aufzunehmen.
Larry Sanders konfrontiert englische Separatisten in Witney. Foto (c) 2016, Daniel Zylbersztajn
Ein anderer Besuch galt Witney in Oxfordshire, wo ich Larry Sanders, den Bruder Bernie Sanders im Wahlkampf für die englischen Grünen begleitete.
Auch die nächsten Monate versprechen interessant und voll zu werden, von politischer Ruhe kann hier, wie anderswo keine Rede sein. Bis März 2017 soll der Artikel 50 verabschiedet sein.
Währenddessen endeten auch meine acht Monate mit dem deutschen ADAC Reisemagazin, für welches ich an der Südengland Ausgabe aus London zentral mitarbeitete und fast unmögliche Anfragen herbei zauberte, wie eine Frau, die Butlerin ist, sowie eine andere Frau an der Spitze von McLaren. Für die Menschenprofile und den Hauptbericht für die Kulinarik reiste ich durch ganz Südengland, und traf speziell ausgesuchte Interviewpartner, und musste danach einstündige Interviews in wenigen Zeilen wiedergeben. Die Redaktion pries meinen Einsatz öffentlich in der Ausgabe, mit den Worten “Best Boy, der einfach alles mitmachte”, doch die Wahrheit ist, dass es im Grunde auch Spaß machte. Anders als in politischen oder sozialkritischen Berichten, ging es hier auch um das seltene Betreten exklusiver oder versteckter Welten. So sah ich was in einigen prunkvollen privaten Gutsbesitzen passiert, sprach mit verschiedenen Pfarrern über den Sonntagsbraten, oder observierte eine der wenigen Perückenmacherinen, die Perücken nach alter Tradition für Anwälte, Richter und Bischöfe herstellt. Nebenbei schwammen einer der Fotografen und ich nach der Arbeit bei rarer Gelegenheit in der Themse. Wahrscheinlich war es die schwimmende Kanalüberquererin, die ich ebenfalls für das Magazin interviewte, die uns dazu animiert hatte.
In Britain the question is currently waged before parliament if the country should support air strikes against Syria.
The question of bombing Syria or not is an interesting one. First and for most any action must not be carried out because of Paris, but because of the countless civilians killed and tortured in Syria and Iraq, doing otherwise looks out of proportion.
Throwing bombs from the sky is actually the easy thing. The hard issue is to deal with the power struggles of the Middle East. Shia versus Sunni, Russian Federation versus NATO, Muslim and Non-Muslim Minorities versus Muslim Majorities. The question therefore is what follows any bombardment of Syria?
The Middle East suffers in all corners from the way French and British forces settled and divided it nearly 100 years ago in the same fashion they had already done with Africa, Asia and the Americas, and the Middle East was only relatively stable before that, suffering many conquests and counter conquests before this. This is why in the end the only aim of military operations must be the creation of strongly protected zones for each of the groups. However the former Yugoslavia, the best modern example thereof, shows, that it created only cold peace and a bureaucratic machinery exploited by all sides (see Guardian here). A plan for the Middle East must go beyond what has been achieved in Bosnia and Herzegovina.
Image Source : sarajevo.svbtle.com
The issues are fundamental differences on ways of life, ethnic divisions exaggerated by external injections of support and arms, and the fragility of peace through quick escalations, when terror actions committed and dictated by usually but a few occur.
One might see military strikes as doing something, rather than nothing, but the real question is bombing what and for what? And to what extend will strikes cause more harm to civilians? Militants tend to hide amongst civilian populations these days (see Gaza, and in ISIS held Syria it is apparently not different).
If strikes are to occur mainly because of Paris, they will fail, because it feeds and confirms the believe that Britain and France stand at the root of much that is going on, and if not for what they did 100 years ago, for what the allied forces did more recently in Iraq. If however military operations are part of a general drive towards a better Middle East, then monstrous hard work is ahead. There is no sense in anything without involving in a most intense way all regional direct and indirect players, and dealing with economic and religious issues.
Players like Iran and Saudi Arabia, The Russian Federation and NATO must then be able to see in each others eyes with a sense of purpose, just as much as the different ethnic and religious groups in the region must be prepare to do. With so many involved it always easy for one to walk out, but only when all feel they can agree for the benefit of a more settled and just Middle East will things have a chance to be different. Bombs are unlikely to do much here.
It is certain that the crisis in Syria and Iraq begs solving, and the ideology of religious inspired militancy that disregards respect for human lives needs to be halted. Morally such militants are in a state of deficiency already. The majority of people, including the majority of today’s Muslims reject this blind militancy. This fact is a great asset. Militant Islamism only had a chance due to power vacuums and general political incompetency and injustice, as in Syria with Assad before the outbreak of the civil war and in post-war Iraq, and through some externally driven access to arms and munitions.
An example of diversity in Syria 1935. Image gulf2000.columbia.edug
The Middle East is complex and diverse. The problems it faces can only be settled, if all agree that there should be increased justice and security for all, which for some means they need to concede for less, but gain through that greater acceptance. Not just in Israel, by the way. Whilst the borders between Israel and Palestine are discussed by many, the problems are actually everywhere in the region. When British and French bureaucrats took to ruler and pencil and drew lines in inches and centimetres on paper maps, in order to create their colonial protectorates which later became, often unchallenged in its borders, modern states, they failed to take into consideration any reality on the ground, because there was no other reality, but what suited France or Great Britain, the only real states that mattered being them.
Image: iywkiwdbi.blogspot.co.uk
And so suitable local rulers where imposed in accordance to their allegiance to the colonial and imperial masters, usually with disadvantageous consequences for a host of local others, who also lived in these states, and some being directly ignored.
As we approach the centenary of these divisions and ask ourselves about whether we should bomb Syria, the damage of that legacy and its continuance into post-colonial times, all based principally on the security of mercantile routes, and oil and gas supply should be laid bare. It caused too many lives to end prematurely, too much injustice, hate and bloodshed.
It is not impossible to imagine a new more grown up reconfiguration, but in order to get there, we must no longer seek comfort in the status quo under benign dictators.
Israel for that matter was one area where the League of Nations attempted to be just to two equal valid claimants. That is long forgotten now, because the plan failed to secure agreement and assurances amongst feuding neighbours and could not prevent the outbreak of war and claims and counter claims to this day. But it was also driven by fundamentalist undertones and an ideology that only one religion should exist here or there autonomously. Whilst many areas in Israel no longer have Palestinian populations, though there are still Palestinians and non Jews living there, nearly the entire Middle East has been ethnically cleansed of its Jewish population. A symbol of how the border and nation politics of the West let to ethnically and religiously defined exclusiveness, the same that let further on to the division of the Indian subcontinent into a predominantly Muslim and a predominantly Hindu half.
Source Fair Play Campaign Group UK
Isis and other fundamentalist organisations are connected with the Arab Spring and the desire amongst ordinary people for revolutionary reorganisation. During the preceding autocratic dictatorships, which either favoured Russia and its predecessor the USSR or the West, political ultra conservative Islamic fundamentalism became often the main opposition force present and accessible. No wonder in the first elections, people tended to vote for these, as the main alternative they knew.
If this force is to be discharged, one needs to take the argument out of its mouth that it can answer the difficult realities of the Middle East with its monotone, intolerant and often just as destructive order. But neither can bombs, even commando units going after its most ferocious and brutal leaders yield more than temporary gains, without a later reconfiguration of the Middle East, that takes account of all needs, rights and ethnicities, and that desires to come to fair agreements on those contested areas and sites and places upon which lie multiple interests.
One might add that this also must also happen in the other places still under the curse of imperial and colonial organisation around the world.
There are no easy answers here. Bombs, guns and explosive devises are perhaps at best the expression of a desire for a quick fix, on all sides. The search for peace and security is a harder more time intensive task. But it could be less destructive and more long lasting.
Daniel Zylbersztajn, wuchs im Münchner Olympischen Dorf auf. Eine Auseinandersetzung mit der Gedenkstättenkontroverse zu München 1972
Der ehemalige Münchner Olympiadorfbewohner Daniel Zylbersztajn ist freier Auslandskorrespondent in London. Er schreibt heute vor allen für die taz und die Jüdische Allgemeine @zylbersztajn http://dzx2.net
Eine Kurzversion dieses Textes erschien am 8.1. als Feuilleton in der Jüdischen Allgemeinen
An English translation is ready and available on request. An English Summary can be found at the end.
Als 1972 die Mitglieder der radikalen palästinensischen Black Septemberbewegung den Großteil des israelischen Olympiateams in die Luft jagten, wollte man sich die “heiteren” Olympischen Spiele, trotz Rufen nach einem Abbruch nicht nehmen lassen, schon bald gingen die Spiele weiter. Auch heute soll der Spaß keinem genommen werden. Olympiadorfbewohner protestierten lauthals gegen die auf sie gedrängte permanente Gedenkstätte vom Konzept des Architekturbüros Brückner + Brückner. “Hier ist unser Rodelberg,” verteidigte sich das Dorf, und „man könne das alles ja nicht bewachen.“
Ich bin ehemaliger Bewohner des Olympiadorfes, und gleichsam jüdisch. 1973 zogen meine Eltern, ich war damals drei, in das Dorf. Die Pläne dazu hatten sie schon vor dem Attentat gemacht und mein Vater wollte wegen der Geschehnisse nichts ändern. Er dachte sogar daran in der Connollystrasse, dort wo sich alles zugetragen hatte zu kaufen, den diese Wohnungen wollte nach dem Attentat niemand richtig und waren leicht zu haben.
Das Verhalten meines Vaters, einem Überlebender der Shoa, lässt vermuten, dass es ihm nun alles egal gewesen sein muss. Das Versprechen auf Wohnungen an einem noch ungeschriebenen neuen modernen internationalträchtigen deutschen Wohnort erschüttert, war das Olympiadorf wohl nun das gleiche Deutschland, wie überall anders auch, mit Straßen in welchen man vom düstere Schicksal der Juden in Deutschland erfahren konnte (auch wenn es hier nicht direkt auf die Schuld der Deutschen zu führen ist). Aber die deutsche Machtlosigkeit im September 1972 stand ja auch im Zusammenhang mit dem deutschen Selbstverständnis nach 1945, man musste erst wieder lernen mit Gewalt auch mit der Gefahr von Gewalt anderer umzugehen.
Das neue olympische Dorf hätte hier ein ungeschriebenes Blatt sein können, das Internationalismus feiert, so wollte man es als man sich das Konzept der Münchner Spiele ende der hippen 60ger ausdachte. Vielleicht war es das, was meine Eltern anzog. Ein Versprechen auf ein neues moderneres leichteres Deutschland. Und dann bekam es am Ende doch alles anders. mitverursacht durch fatale Fehlentscheidungen auf zahlreichen politischen und polizeilichen Ebenen deutscher Führungskräfte.
Der Connolly “Rodelberg” (c) Daniel Zylbersztajn
Die neuen nacholympischen Bewohner genossen und genießen das Leben im olympischen Dorf. Tatsächlich ist es eine Oase, in der auf der oberen Ebene keine motorbetriebenen Fahrzeuge stören, und Kinder ohne Gefahr spielen können. Auch ich tat dies. Und im Winter, da ging ich mit meinen Freunden auf vielen der Dämme tatsächlich rodeln. Der Hügel an der Connollystrasse, dort wo das Denkmal jetzt geplant ist, und von wo aus viele die Ereignisse 1972s beobachteten, war wirklich der höchste mit seinen etwa 20 Metern, mit Ausnahme eines noch besseren Rodelhügels, dem 15 Minuten weiter gelegenen Olympiaberg. So schlimm wäre der Bau einer Gedenkstätte am „Connollyberg“ dann doch nicht, höchstens weniger bequem, weil man ein bisschen weiter für mehr für den Spaß laufen müsste. Wenn man zusätzlich bedenkt, dass dieses Jahr gerade mal 10 Tage Schnee lag, sind Proteste zum Connollyhügel als geeigneter Ort für eine Gedenkstätte ziemlich fragwürdig.
Was da 1972 geschah, das vergaß man hier zumindest in den erste 20 Jahren einfach. Es wurde weder erwähnt, noch war es für die meisten sichtbar, mit Ausnahme jener, die im hinteren Teil der Connollystrasse lebten. Jeden fünften September pilgerten Funktionäre des Landes und der Stadt sowie der jüdischen Gemeinde zur Connollystrasse 31 und legten Kränze nieder. Nur kleine Steine fremder Besucher auf mehreren Ebenen häufen sich stets auf der steinernen Gedenktafel vor dem Eingang des Hauses.
So sah ich mich gezwungen, 1984 war es, glaube ich – ich war gerade inmitten der Pubertät und Identitätsbildung – mehrere Wände im Dorf mit schwarzer Farbe zu beschmieren. “Vergesst nicht 5.9.1972”!, schrieb ich in schwarzen Großbuchstaben unter anderen an das damals orange Wachhäuserl der Hochschulsportanlagen und beim Aufgang zum Dorf von der U-Bahn-Haltestelle.
Vergesst nicht 5.9.72! ZHS Anlage Einfahrt Connollystrasse München, c.a. 1984
Meine Kindheit, mein Aufwachsen, Teil meiner jüdische Identität waren in den Worten, die ich an die Mauer schrieb, mit einbegriffen, ganz im Gegenteil zu den meisten anderen Bewohnern, denen dies nicht sehr kümmerte. Wie viele andere jüdisch waren, weiß ich nicht, zumindest dachte ich lange, dass wir die einzigen jüdischen Bewohner des Olympiadorf waren. Als ich so die Wände beschmierte, hat mich einmal sogar jemand erwischt und ich bekam den Topf schwarzer Farbe, wie Pech auf meinen Kopf geschüttet, er war wütend dass ich schmierte, ich schimpfte zurück mit der Frage, wer denn hier nicht recht schaffend sei, „denn ich versuche nur die Leute an den 5. September 1972 zu erinnern, den sie vergessen wollen“.
Ein vermummter dürrer Mann steht im Obergeschoss der Connollystrasse 31. Männer schauen hinter ihm seltsam und ängstlich aus dem Fenster. Die Szenen der Übertragungen des Dramas während der Olympiade liegt tief in in meiner Erinnerung. Erst später wurde mir bewusst, dass die Familiarität auf Erinnerungen zurückgeht, was meine Eltern damals am Fernseher stundenlang bis in die Nacht fesselte. Wie enttäuscht und verunsichert sie sich damals fühlten, wo sie sich gerade dazu entschieden hatten, genau dort hinzuziehen, oder soll ich sogar sagen, wo sie sich vor 25 Jahre vorher entschieden hatten, Deutschland, und München, trotz allem was ihre Familien erlebt hatten, wieder zu ihrer Wahlheimat zu machen, kann ich nur vermuten. Kinder merken so etwas, auch im Alter von zwei bis drei Jahren, und die vielen Dokumentationssendungen und Filme darüber, machten sicher, dass es sich in mir vollkommen einprägte.
Bei späteren Besuchen meiner israelischen Verwandten begleiteten wir sie oft in die Connollystrasse und standen minutenlang vor der Gedenktafel. Es waren für sie belastende Momente dort. Ich wusste schon früh, dass hier etwas geschehen ist, was diese Familienangehörige sehr bewegte, auch wenn ich den Zusammenhang erst viel später verstand. Man diskutierte oft darüber, ob es richtig war, dass wir hier leben. Viele Jahre später, und selber aus dem Dorf ausgezogen, sollte bei jeden Besuch in München den Gang zur Gedenktafel in der Connollystrasse nahezu obligatorisch wiederholen.
Sportschiesser Olympia 1972 Poster im Durchgang eines der Häuser (c) Daniel Zylbersztajn
Aber es wäre gelogen, wenn ich nicht bestätigen könnte, dass es meist sehr gute Kinderjahre im olympischen Dorf waren, modern, mit vielen Spiel-und-Sportmöglichkeiten, und guter Grundschule, und wäre ich nicht jüdisch, so würde mich auch das 1972 Originalposter der Olympischen Sportschießer, dass man vor 10 Jahren in einen der Durchgänge im Dorf der Nostalgie wegen aufhängte, nicht stören. Ich denke dann immer, wie ironisch das ist, war es doch gerade das Fehlen von kompetenten Schafschützen unter dem bayerischen Sicherheitskräften, welches das Disaster mittrug. Vielleicht würde ich auch gegen das Aufstellen eines Denkmals protestieren, dass Kindern den Rodelberg nimmt, oder den Studentenberg und die Bewohner stets an den Terrortag 5.12.1972 erinnert?
Der Olympiapark und alles, was dazugehört, ist, heute gut in München integriert. Hier ist der Austrageort vieler Aktivitäten und Stunden der Freizeit und des Sportes. Aber wer durch die Welt reist, ich lebe seit 1991 in London, der weiß, dass Olympia 1972 für nichts anderes mehr bekannt ist, als das Attentat, und
(c) Daniel Zylbersztajn Olympiadorf Initiative. Ladenstrassen Ankauf
das Olympiastadion bestenfalls noch als ehemaliges Heimstadion des F.C. Bayern München. Engagement ist den Dorfbewohnern wichtig. Auch gegen den Bau des neues Bayernfußballstadions, im Ursprung geplant auf dem Gelände der Zentralhochschulsportanlagen am östlichen Rand des Olympiadorfes, protestierten die Olympiadorfler, genau, wie gegen eine magnetische Flughafentransrapidbahn, deren Strecke an der alten Olympiapressestadt entlang gehen sollte. Die Einwohnerinteressengesellschaft (E.I.G.) machte sich außerdem stark, Anteile der Ladenstrasse des Olympiadorfes selber aufzukaufen, um mitbestimmen zu können, welche Geschäfte es im Dorf gibt. Von solchem exemplarischen Bürgerbewusstsein können eigentlich viele lernen, dass bedeutet aber nicht, dass die kollektive Stimme immer die moralisch richtige ist.
Was viele Münchner Olympidorfler wohl nicht merken (wollen?), ist, dass die gesamte Welt auch wahrnimmt, dass hier im olympischen Dorf und dem Olympiagelände etwas fehlt, eine Gedenkstätte. Olympisches München und Terror laufen parallel zu Mexiko City 1968, Moskau 1980 und Los Angeles 1984. Es sind nicht die Medaillen und sportlichen Erfolge, nicht einmal das gute Leben im Olympischen Dorf, was weltweit im Vorschein steht.
Obwohl es trotz Prozess und dem Entschädigungsabkommen an die Familienangehörigen der Ermordeten im Jahr 2003 noch einige rohe Punkte in der Aufarbeitung des Massakers von 1972 gibt, vor allen persönliche Stellungnahmen der Verantwortung der bayerischen Polizei und des Geheimdienstes auf höchster Ebene (ex-Polizeichef Manfred Schreiber beispielsweise), kann man aber durchaus nicht mehr sagen, dass das Vergessen, so wie ich es einst auf die Wände des olympischen Dorfes verzeichnete, so besteht, wie einst.
Während ich 1990 noch telefonisch im Kontakt mit Ankie Rekhess-Spitzer, der einstigen Gattin des ermordeten israelischen Sportler Andre Spitzer stand – wir diskutierten die deutsche Mitschuld
Wegweiser zur Connollystrasse 31bei der U-Bahnhaltestelle (C) Daniel Zylbersztajn
und das Fehlen einer angemessenen Erinnerungsstätte schon damals – wurde bereits fünf Jahre später ein großes Denkmal vor dem Olympiastadion aufgestellt, auf dem die Namen der Ermordeten, darunter auch ein deutscher Polizist, auf Hebräisch und Deutsch stehen. Seit ein paar Jahren gibt es auch einen Wegweiser mit Bild und Text, beim nördlichen Ausgang aus der U-Bahn, die auf die Gedenktafel vor dem Haus in der Connollystrasse hinweist. Dies ist besonders wichtig, denn an ihm müssen alle die ins Olympiadorf gehen, vorbeigehen. Es gleicht in diesem Sinne meinem Graffiti aus dem Jahre 1984. Aber es gibt auch noch Punkte die falsch scheinen.
Teil der Wohnungen, in denen einst die israelischen Athleten lebten, gehört schon lange dem Max Planck Institut, “als deren Münchner Gästewohnung.” Wer tatsächlich in diesen Räumen ruhig schlafen kann, dem fehlt es wohl am Wissen oder Moral. Neben der Max Planck Gesellschaft fanden auch andere Menschen hier ein Zuhause, bei meinem letzten Besuch zur Weihnachtszeit, flickerte ein Weihnachtsmann in der Paterrewohnung rechts vom Eingang. Hier wurde am Fenster öffentlich frohe Weihnachtlichkeit an einem Ort des einstigen Terrors an Juden gefeiert. Ich erinnere mich, wie vor vielen Jahren hier einst ein handgeschriebener Zettel auf Hebräisch israelische Besucher aufforderte hier nicht Blumen zu pflücken. Anteilnehmende als Pest der Nachbarn. Und trotzdem ist es gut, dass das Leben im olympischen Dorf weiterging und weitergeht.
In Israel, gibt es viele Straßen in denen Terrorattentate verübt wurden und wo mit entschiedener Kraft das Leben weitergeht. Israelis sind geradezu berüchtigt dafür, dass sie nach schlimmen Ereignissen wieder aufstehen können. Nicht mehr als höchstens eine kleine Gedenktafel erinnert an besonders grausame Ereignisse. Warum also soll es mehr im olympischen Dorf in München geben, wenn es um israelische Sportler geht?
Die Ermordung der israelischen Athleten 1972 hat in der olympischen Geschichte inzwischen besondere Relevanz, genau wie 1968 ein symbolischer Wendepunkt für African Americanswar. Olympiaden sollen nicht politisch sein, sind es aber immer, zuletzt bei Sotschi für LGBT Rechte. Was alles jedoch übergreifen soll, ist, dass sich Menschen verschiedener Nationalitäten, Identitäten, Hautfarben, Religionen und Ethnizitäten, auch wenn sie miteinander im Konflikt stehen, im olympischen Sportkampf gemäß sportlichen Regeln gegeneinander gegenüber stellen. Jüdische Athleten und die des Staates Israels werden aber immer noch boykottiert, obwohl es viele andere Staaten gäbe, mit deren politischer Ausrichtung man nicht einverstanden sein könnte und deren Athleten man dann wohl auch boykotieren müsste. Und gerade der Boykott und die Attacke von Juden ist geschichtsträchtig, nirgendswo mehr als in Deutschland. Somit gilt, dass es nie wieder toleriert werden darf, dass eine Organisation aus politischen Gründen bestimmte Athleten als politisches Druckmittel betrachtet, deren Leben deshalb bedroht oder gar gewaltsam beendet.Wir haben das seit neuestem mit dem Geschehnissen in Paris wieder mal direkt vor Augen.
(c) Daniel Zylbersztajn
München 1972 ist deshalb zumindest olympisch gesehen ein riesengroßes internationales Wahnmahl. Deshalb soll man es nicht vergessen, deshalb ein Plan für eine große Gedenkstätte, welches sich mit den Dimensionen des olympischen Dorfes und des Olympiageländes messen kann. Sicherlich wichtiger als die neue gigantische Raumschiffselbsthuldigung des Autohersteller BMW die auf Teilen des alten Parkplatz im Süden der U-Bahn-Haltestelle Olympiazentrums genehmigt wurde.
Und genau deshalb sollte man die Wohnungen, die einst vom israelischen Olympiateam bewohnt wurden, dem Max Planck Institut abkaufen und in eine Gedenkstätte verwandeln. Die Groteske des “Gästehauses” eines wissenschaftlichen Institutes im Haus des ehemaligen Terrors sollte ein für alle Mal ein Ende nehmen. Aus
Tauben der Hoffnung? Verlassen Olympiazentrum Busbahnhof (c) Daniel Zylbersztajn
denkmalschutzrechtlichen Gründen mag ein großer Umbau dort jedoch schwer sein, denn das Dorf und die Olympiastätten sind seit 1998 geschützt. Hier deshalb ein Alternativvorschlag: Wie wäre es, wenn man die ehemalige und seit einigen Jahren brachliegende Bushaltestelle des Olympiazentrums in eine Erinnerungs- und Mahnstätte verwandelt? Über der U-Bahn-Haltestelle Olympiazentrum gelegen, kann man sich eigentlich keinen besser gelegenes Zentrum vorstellen, auch wenn man von dort aus nicht Aussicht auf die Wohnungen des ehemaligen israelischen Teams hat. Dazu reicht jedoch ein kleiner Spaziergang.
Keiner kann die Toten wieder zum Leben erwecken, doch die Namen der israelischen Sportler werden ewig auf dem olympischen Dorf lasten und die Bewohner können nur durch aktive Anteilnahme an dieser Geschichte beweisen, dass sie sich dessen bewusst sind. Statt Poster der olympischen Sportschießer, sollte man Bilder der Ermordeten aufhängen. Mehr als ein Museum, das nur auf Vergangenes verweist, könnte eine Stiftung den Sport zwischen Menschen aus sich im Konflikt gegenüberstehenden Zonen der Welt fördern und neue Brücken erschaffen.
Ob nun auf dem alten Busbahnhofgelände, auf dem Connollyrodelberg, oder ein paar hundert Meter östlich davon, wie es seit neuestem heißt, es wird richtig sein etwas mehr zu leisten als nur eine Gedenktafel oder ein Denkmal. Die Leichtigkeit und Heiterkeit des Olympiadorfes ist nun mal mit dem Ernst der Welt vermischt, das gehört genauso zur Erziehung der Kinder, die dort im Dorf aufwachsen, wenn sie älter sind, wie ihr sorgenloses Rodeln im Winter in jungen Jahren.
Bewusst sollen sie weiterleben, und gut leben im Dorf, und dürfen auch zeigen, dass es im Konzept und Realität ein ganz besonderer menschenfreundlicher Ort ist, weil ohne Autos, mit Ladenzentrum und künstlichen Springbrunnenanlagen, und viel grün. Doch auch mit klarer Sicht, für was das olympische Dorf in München für viele andere gilt, der Ort eines schrecklichen unvergesslichen historischen Ereignisses.
Demokratie bedeutet mehr als Unterschriften sammeln, sondern auch Geschichte und Zusammenhänge über lokale Begebenheiten hinaus verstehen und demnach handeln.
Am 15.1.2015 will man in einer öffentlichen Einwohnerversammlung des Bezirks München Milbertshofen, zu dem das olympische Dorf gehört) dieses Thema diskutieren und wahrscheinlich darüber im Kirchenzentrum des Olympiadorfes abstimmen.
(c) Daniel Zylbersztajn, All Rights reserved.
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Background: In autumn 2014 the inhabitants of the Olympic Village in Munich rejected the proposal for a memorial site to commemorate the slaughter of almost the entire Israeli Olympic team. Signatures were collected to prevent the winning design to be erected on a hill near the former Israeli team house. Many journalists and camera teams followed the unfolding drama in 1972 from precisely that hill which gives full view of the Israeli house in Connollystreet 31. Nearly half of the village’s inhabitants, mostly private owners of the many flats in which once the Olympic teams lived, argued, that the memorial site would destroy the hill on which their children engage in snow fun activities during the winter months (see www.sueddeutsche.de/muenchen/streit-um-gedenkort-fuer-olympia-attentat-das-ist-unser-schlittenberg-1.2163074) The Bavarian State has now proposed to erect the memorial slightly more to the East and yet again there was hostility. This, it was argued, was the „students hill.“ On the 12th of January 2015 the city of Munich is now hosting a civic meeting in which residents can make decisions about the memorial site. Amongst the invited guests are Bavarian Minister for Culture, the Munich Jewish Museum, and the chosen architects Brueckner and Brueckner whose design was chosen as the best amongst a handful of independent international proposals.
Journalist Daniel Zylbersztajn, now based in London, grew up in the Olympic Village, when his parents moved there in 1973. As far as he knows his was the only Jewish family there. He writes about the controversy concerning the memorial site and growing up Jewish there.
Part of this text was the lead commentary of the German Jewish Juedische Allgemeine on 8//1/15
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