
In den letzten zwei Monaten berichtete ich im Namen der taz aus verschiedenen Gegenden in Grossbritannien und besprach mit Menschen das EU Referendum. Hier meine Berichte.
In the last three months I travelled to about a dozen regions of the UK for the German taz to speak with people about the impending EU Referendum, here the sum of my reports:
Aberysthwyth, Mid Wales: Nur die Alten sind pro Brexit : Only the old are for Brexit

Bristol. Egal, Egaler Bristol : Doesn’t matter, don’t care!
Chichester: Kathedrale, Uni, Wohlstand. : Cathedral, University, Well Off

Dover: Ein Besuch im Hotspot. Visit at the hotspot!

Leicester. Die EU ist wie Star Trek. : The EU is like Star Trek

Newquay, Cornwall: EU Skeptiker im Westen Cornwalls. : EU Sceptics in the West of Cornwall

Kingham, (West) Oxfordshire: Am Ende gewinnen die Brexiter. At the end Brexit has it!

Portsmouth. Fischer in Portsmouth wollen raus! : Fishermen in Portsmouth want Out

Woking: Viel Angst ums eigene Land :Lots of fear about ones country.

Andere Berichte: Other reports:
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Unternehmen gegen Brexit. Business Against Brexit
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EU Gegner: Dave Deal Nein,Brexit Ja! : EU Opponents. Dave Deal No, Brexit Yes!
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Brexit und Juedische Waehler: Stay or Leave. Brexit and Jewish voters. Stay or Leave.
EXTRA! Nicht veroeffentlicht : Not Published
Maidenhead:
EU Ja, EMRK Nein!
All Rights Reserved (c) 2016
Aus Maidenhead, England, Daniel Zylbersztajn
50 Kilometer westlich von London, vorbei am Flughafen Heathrow liegt der königliche Bezirk von Maidenhead und Windsor, mit Rund 144560 tausend Einwohnern. Hier liegt die Wiege des englischen Establishment, mit dem das Windsor Castle, Eton College und der Aston Pferderennbahn. Obwohl das Taxigeschäft in pakistanischen Händen ist, ist der Großteil der Anwohner hier, um genau zu sein 79.3 Prozent, nach britischen Kategorien “weiß Englisch”, ein starker Kontrast zur traditionellen Einwandererstadt Slough am Rande Londons, dessen 34.52 prozentiger „weiß englischer“ Anteil der dortigen Einwohner der niedrigste Großbritannien außerhalb Londons ist.
Nicht wenige hier in Maidenhead wappnen sich gegen die Entwickelungen bei den Nachbarn, darunter auch die konservative Innenministerin Theresa May, die hier Parlamentsabgeordnete ist. Nicht selten gab sie sich für eine härtere Politik gegen Immigranten.
Mit solchen Sprüchen dürfte sie bei ihrer Wahlgemeinschaft gut ankommen. Auf der Fußgängerzone Maidenheads, gleich neben dem spanischen Paellastand versichert Lokaljournalist Terry Patterson, 73, er sei kein Rassenhasser, Immigration hätte viele gute Seiten, aber Tatsache sei, dass das Gesundheitssystem Schulen, Arbeitsplätze überfordert seien. Die Lösung sei einfach. Mit einem Raus aus der EU, wird wieder für ordentliche Grenzkontrollen gesorgt. Der pensionierte Ingenieur John Hatley, zarte 87 Jahre alt, findet ebenfalls, dass zu viele Immigranten in den Wartezimmern seines Hausarztes und des Krankenhauses sind. Statt die sechs Jahre anhaltende konservative Austeritätsregierung zu beschuldigen, dessen Kürzungen, einer ansteigenden Bevölkerung nicht nachkommen, tragen seiner Meinung nach nur die Immigranten Schuld an allem. Die seien sowieso Terroristen und Frauenschänder. Out of Europe sei seine Antwort darauf.
Dave, 49, mit fetten Koteletten an den Wangen, seinen Nachnamen will er nicht nennen, hat Angst vor den Leuten aus Calais. Er will nicht, dass sie nach England kommen, und dann „mit einer Axt auf ihn einschlagen könnten“, eine Anspielung auf den vor drei Jahren in Woolwich von radikalisierten jungen Männern mit einer Axt und Messern ermordeten Soldaten Lee Rigby. Ganz richtig ist seine Anspielung aber nicht, denn die Attentäter wuchsen beide in London auf, und wurden teilweise hier von anderen Briten radikalisiert. Was ist mit der Tatsache, dass viele der Flüchtlinge vor genau solchen Terror auf der Flucht sind? Dave trägt ein Poppy, die rote Mohnblume, die hier als Symbol des Gedenken der Gefallenen gilt, auf seiner Grünen Jacke. Er antwortet, dass er selber Soldat war. „Die Syrer sollten statt nach Europa zu kommen, für ihre Sache kämpfen“, findet er, statt es „unsere Aufgabe zu machen“. Doch nach weiterem Fragen, gesteht er: „Wissen Sie, ich bin zwar für den Brexit, aber am Ende glaube ich den Politikern nicht, denn sie tun kaum was für mich und meine Familie“. Er erzählt wie er in zwei Jobs arbeitet,, um seine Familie zu unterhalten.
Alan Cassedey, 67, gerade auf seinen Knien am Bepflanzen in seinem Vorgarten hat andere Gründe für seine Brexit Stimme: „Er arbeite in der Flugsicherung und die europäischen Regulierungen zur Flugsicherung sind ein undurchsichtiges, schlecht verfasstes Desaster“. „Bei einem EU Austritt wird es wieder wie früher, wo es relativ leicht war, die Regeln zu verstehen“, prophezeit er.
Erst weiter draußen im idyllischen auf Besucher gedrillten Dorf Cookham löst sich diese Meinung ein wenig auf. In der Hauptstraße mit ihren vielen einladenden kleinen Geschäfte für Wohlbegüterte hängen auf beiden Seiten große britische Unionjacks und englische Saint Georgenflaggen. Die Besitzerin einer Modeboutique und ihre Angestellten sind sich bezüglich der EU uneinig. Während eine der Angestellten eine Brexitbefürworterin ist und ihr Land zurück haben möchte, meint ihre Kollegin Alison Hatcher, 53, dass die Auswirkungen eines Brexit zu ungewiss seien. Inhaberin Vicky Bond, ist sich aber noch nicht sicher, sie hält die Argumente auf beiden Seiten für übertrieben, und glaubt sich leicht auf der Brexitseite zu stehen.
Etwas weiter in der gleichen Geschäftstrasse ist der Galeriebesitzer Kevin B. Beteye, 59, nicht nur permanenter Labourwähler wie er sagt, sondern auch EU Enthusiast. Er spricht vom vereinten Europa, wo alle einander helfen. Seine Stimme beim Referendum ist klar.
Trotz der insgesamt wenigen Stimmen für den Verbleib in der EU im Bezirk, und entgegen Erwartungen vieler, plädierte Theresa May dafür. In einer langen Rede dazu, stellte sie sich überraschend hinter David Cameron, nicht die Union zu verlassen. Oft persönlich als Innenministern im Kampf mit Abschiebungen verwickelt, sollte Großbritannien stattdessen seine Unterschrift auf der Europäischen Menschenrechtekonvention streichen.
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