Nach dem konservativen Parteitag: Heilung der Fronten des Landes und Torysieg in den Sternen.

Nach dem konservativen Parteitag: Heilung der Fronten des Landes und Torysieg in den Sternen.

Mit dem Angebot eines neuen Brexitauszugdeals von der Regierung Boris Johnsons, unmittelbar nach dem Ende der konservativen Parteitages, ging leider ein Teil meiner Reportage in der taz unter, nämlich was sich nach der Konferenz vor dem Konferenzzentrum noch ereignete.

Bericht aus Manchester.

Wer den Menschenmengen vor dem Konferenzzentrum glaubt, dann endet die Fähigkeit Boris Johnsons das Land für sich gewinnen und zu vereinen, bereits 100 Meter außerhalb des Konferenzzentrums in Manchester.

Vor dem Kongresszentrum und der Sicherheitszone werden die den Parteitag verlassenden Delegierten von einer lauten und kleinen Demonstration von einigen 100 Frauen empfangen, die der Vereinigung Waspi (Women against state pension inequality). Ella Bennett einer der Sprecherinnen erzählt, dass sie hier sind, weil ihr Rentenalter, ihrer Meinung nach ungerecht, erhöht wurde. „Wir waren auch bei den Parteitagen der Liberaldemokraten in Bournemouth und der Labourpartei in Brighton, konnten da aber umsonst oder billigst Infostände innerhalb deren Konferenzzentrums führen. Hier bei den Konservativen wäre die Gebühr dafür zu hoch gewesen, behauptet sie. Von den vorbeigehenden Delegierten, hätten die meisten die Gruppe ignoriert, statt auf sie zu zugehen, hätten ihnen manche sogar Toryplakate entgegengehalten um sie zu  hänseln, schildert sie. 

Gleich daneben hält Dave, 67, eine Ein-Mann Kampagne für Brexit aus seinem Rollstuhl heraus und trägt ein Schild, dass ihn jemand aus dem Konferenzzentrum gebracht hat, dass „Get Brexit done“ fordert. Er hat Fahnen aufgehängt, darunter die englische und die britische. „Alles was ich will, ist dass Boris uns Brexit gibt, damit wir nicht mehr eine Milliarde Pfund pro Monat an die EU zahlen müssen, und ich will, dass nur noch Migranten mit bestimmten Fähigkeiten.  „Wir brauchen Einwanderer. Sie helfen unserem Land, aber nicht Leute ohne Ausbildung.“

Neben ihm steht eine kleine Gruppe mit gegenteiliger Meinung, Es sind Remainer*Innen – EU-Unterstützer*Innen, ausgestattet mit EU-Fahnen, EU-Kappen und Ansteckern. In dem konservativen ehemaliger Stadtrad, Ian Proud, 75, aus Westlondon, der gerade vom Parteitag kommt, haben sie einen Diskussionspartner für ein Wortgefecht gefunden.  Proud spricht vom „demokratischen Entschluss des Landes im Jahr 2016“ und den seiner Meinung nach fürchterlichen Plänen der EU für eine Armee, die konträr “britischen Interessen” stünden. „Das ist eine Lüge!“ giftet Adam Purkins, 32, zurück, in der linken Hand eine Europafahne. „Als ehemals konservativer Wähler, habe ich das Vertrauen zu Euch verloren. Das Referendum glich doch einer Meinungsumfrage, und Großbritannien hat außerdem ein Veto bezüglich den Plänen einer EU-Armee.“ Außerdem verhandelte David Cameron weitere Konzessionen bezüglich der immer enger angebundenen Union ausgehandelt.“

Ein älterer Mann, Jeffrey, 74, er will seinen Nachnamen nicht nennen, gesellt sich plötzlich hinzu. Auch er will Proud, der für ihn hier repräsentativ für “die Tories” steht, seine Meinung sagen. „Ich bin ein ehemaliger Grubenarbeiter aus Manchester. Was ihr Konservativen wollt ist nicht das, für was ich beim Referendum gewählt habe“, schimpft er. „Ich wählte Brexit für unsere Fischereirechte, um eine 1-A Insel zu schaffen,  und um Kontrolle über unsere Grenzen wiederzuerlangen. Und jetzt bekamen wir diesen Boris, für den niemand gewählt hat, der jeder Frau hinterher läuft und macht und obendrauf eine Grenze zu Nordirland aufbauen will,, obwohl ihr versprochen hattet, dass ihr das nicht tun würdet.“ Eine junge Frau, die sich nun auch mit einmischt, betont, sie stimme mit Jeffrey überhaupt nicht überein. Ihr Argument ist dass jeglicher Brexit alles das was bereits jetzt nicht richtig funktioniere, noch schlechter machen würde.

  Von einer Heilung der sich verhärteten Fronten durch die Beschlüsse der Konservativen, gibt es jedenfalls hier vor dem Konferenzzentrum in Manchester noch keine Spur, und das leichtes Gewinnen etwaiger nächster Wahlen, welches sich die Konservativen mit ihrem Program versprechen, steht somit auch noch in den Sternen, etwa hinter dem Orbit in den Boris Johnson bei seiner Ansprache am Abend mit der DUP den Labourführer Jeremy Corbyn wegschießen wollte.

Anthony Webber, ein britischer Kolumnist, und ehemaliger Abgeordneter Guernseys, der auf alle Parteitage geht und sich die Rede Johnsons ansah, glaubt beim Verlassen des Konferenzzentrums, dass der wahre Test Johnsons Fähigkeit sein wird, seinen Brexit überhaupt zu liefern. “Wenn er das nicht schafft, sind im Grunde die Reformen der Labourpartei viel großzügiger für ärmere Menschen, als die der Konservativen”, glaubt er. Er wittert Gefahr für die Tories.

Daniel Zylbersztajn – 2015 Selektion

Some of my 2015 Photographs

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Text Selection 2015

Radio Feature DW Jewish Child Refugee  Martin Lubowski links und Frank Auerach mitte mit Kollegin (r) https://dzx2.net/2015/12/23/radio-featureworld-in-progress-jewish-child-refugee/
 die-novemberpogrome-von-1938-gallerypicture-15_620x349 Reichskristallnacht und das Volk. (English Comment) https://dzx2.net/2015/11/09/reichskristallnacht-und-das-volk/
Interview: Die Überlebende: Marina Litvinenko, the survivor

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Marina Litwinenko (Litvinenko) (c) All Rights Reserved Daniel Zylbersztajn 2015
https://dzx2.net/2015/03/12/die-uberlebende-marina-litwinenko-the-survivor-marina-litvinenko/
Cynthia McDonald im Hintergrund, im Vodergrund Landy Richmond, mit Toechtern waehrend seiner Theraphie https://dzx2.net/2015/06/27/back-to-eden-kult-hairstylist-in-london-the-roots-of-hair-culture/ Back To Eden, London Rastafari Hair Couture from the Roots
World Capital for the Rich

1Hyde Park (15)
(c) All Rights Reserved Daniel Zylbersztajn 2015
https://dzx2.net/2015/05/05/eine-weltstadt-fur-reiche-world-capital-for-the-rich/
Leitkommentar / Leading Comment Juedische Allgemeine https://dzx2.net/2015/06/25/bds-gegen-den-isolierten-boykott-von-israel-against-the-isolated-boycott-of-israel/  israel-flag
Sind heute beide tot. Der in Berlin geborene Hans Freund, und Enkel Jeremiah Duggan (damals 8 Jahre) am Sedertisch (Bild fuer J.A. mit freundl. Genehmigung der Familie)  Der Fall Jeremiah Duggan

 

 

 

dzx2.net/2015/06/04/kommentar-zu-jeremiah-duggan-inkompetenz-der-kripo-bei-potenziellen-judischen-mordopfer-vor-12-jahren/
Nie Wieder Keine Farbigen https://dzx2.net/2015/05/12/never-again-no-coloureds-nie-wieder-keine-farbigen/

01 Staying Power Anzeige am Black Cultiral Archives in Brixton (c) Daniel Zylbersztajn
01 Staying Power Anzeige am Black Cultiral Archives in Brixton (c) Daniel Zylbersztajn

Modell des Denkmals an die den transatlantischen Sklavenhandel. Mit freundlicher Erlaubnis (c) memorial2007.org.uk
Model of the slavery memorial that was planned for Hyde Park | Modellbüste des Sklavenhandeldenkmals
A Question of Remembering https://dzx2.net/2015/04/16/eine-frage-des-nationalen-gedenkens-und-vergessens-a-question-of-national-memorialisation-and-forgetting/
Remembering Terror 1972 https://dzx2.net/2015/03/09/how-to-remember-the-terrorism-of-1972/

AND

https://dzx2.net/2015/01/11/terror-not-remembered-dont-kill-our-snow-fun-hill-a-sorry-tale-of-a-limping-democratic-intervention/

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Picture Wikipedia: en.wikipedia.org/wiki/Munich_massacre

2013-10-19 12.08.37-1
(c) Daniel Zylbersztajn
Schuhe selbst machen https://dzx2.net/2015/01/31/schuhe-selbst-machen-in-moretonhampstead-devon-go-make-your-own-shoes/
 Ai Weiwei in London

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Anish Kapoor & Ai Weiwei Selfie auf dem Marsch für Flüchtlinge (8 mile walk for refugees) ! (c) Daniel Zylbersztajn
 https://dzx2.net/2015/09/21/ai-weiwei-royal-academy-london/

Claridge’s Brook Penthousesuit, Bett Foto (c) Daniel Zylbersztajn 2015
London: Von Privatbuttler bus zur  Mausefalle  (from private buttler to a mat in a tent.  https://dzx2.net/2015/09/29/von-privatbuttler-bis-mausefalle-taz-hier-mit-bildern/
Frank Auerbach, the old master

 

 

 

 

Vorherige Jahre:

Previous Years Reviews

Selektion 2014

Selektion 2013

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Schild zu Frank Auerbachs Studio(c) Daniel Zylbersztajn

 

 

 

Selektion  2012

Andere

 https://dzx2.net/2015/07/21/frank-auerbach-the-old-master-frank-auerbach-der-alte-meister/

 

 

 

London based Jewish Human Rights Organisation | Juedische Menschenrechtsorganisation in London

Wem der Schuh drückt (c) Daniel Zylbersztajn
Wem der Schuh drückt (c) Daniel Zylbersztajn

Eine Organisation in London mitr UN Status verteidigt Menschenrechte und richtet sich dabei nach dem Vorbild von Rene Cassin.

Mehr in der Juedischen Allgemeinen

An organsation in London stands up for many human rights issues, and bases itself on the legacy of Rene Cassin.

See more in the German Jewish Juedische Allgemeine weekly newspaper:  http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/21428

Rene Cassin in Action  (c) CCJO
Rene Cassin in Action Photo: (c) Rene Cassin

London: No Money for Food in town of plenty – Free Lunch| Kein Geld zum Essen in der britischen Hauptstadt, trotzdem gut essen – umsonst!

Lecker und Kostenfrei Essen in London, das gibt es sonst nirgenswo, (c) Daniel Zylbersztajn
Lecker und Kostenfrei Essen in London, das gibt es sonst nirgenswo, (c) Daniel Zylbersztajn

Wer in London, einer der teuersten Städte der Welt,  hungert, kann sich von Hare Krishna täglich durchfüttern lassen und zwar kostenlos, vegetarisch und ayurvedisch,  Die Gemeinde der Londoner Obdachlosen schwört drauf und auch unter Londons verarmten Studenten ist dies längst kein Geheimtip mehr. Ich schaute ein wenig hinter die Kulissen, wer das Essen zu sich nimmt und wie es zubereitet wird.  Mehr dazu und ein Kochrezept zum Nachkochen, erfuhr man in der Sonntaz vom 6.12.14  Dieser Beitrag war Teil einer langen Serie von Streetfoodberichten der taz Korrespondenten, u.a. auch aus New York und Bejing.

 

London may be one of the most expensive cities the world, but if you are hungry in London and have no money,  you can eat free of charge with Hare Krishna.  Many of London’s homeless in London await this essential food distribution, fully vegetarian and ayurveric daily. In the report I shed some light into the operation and the background of the people and organisations who make this possible,  plus a free recipe.  Published in Sonntaz 6/12/14 as part of a multi series of taz’s correspondents on street food that also featured streetfood from Bejing and New York.

 

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Fußball Großbritannien: Mehr als Wurst und T-Shirt | Football UK: More than sausage and T-Shirt

In diesem Bericht in der Taz, erkläre ich Vorschläge der Labourpartei die Managementstruktur der britischen Fußballvereine zu ändern, damit Fans mehr Sagen erhalten, sollten sie bei den bevorstehenden Nationalwahlen die Mehrheit erhalten.

LINK http://t.co/9rPi79G97y

In this article in the German Taz I discuss the initiative of the Labourparty too change the structure of football to give fans more say in the running of clubs, that is should Labour win the national elections in 2015.

LINK http://t.co/9rPi79G97y

Westminister – Westbank (Jüdische Allgemeine)

Bericht in der Jüdischen Allgemeinen zu Westminster’s Entscheidung zu Palästina, als legitimen Staat neben Israel.

http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/20540

Report about the decision of the UK parliament to acknowledge Palestinian state beside Israel in the German Jewish Weekly

http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/20540

Clacton: Simple People rather than Elite | Ganz gewöhnliche Menschen, statt Elite

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All Images copyright protected. (c) Daniel Zylbersztajn

Clacton, potentieller parlamentarischer Einmarsch der anti-EU Partei Ukip – Will defector Carswell get Ukip their first parliamentary seat in Westminster?

Below is my article about the Tory defector to Ukip Douglas Carswell (published Monday 6/10/14), whom I met personally in Clacton-upon-Sea. My article talks about the city and region and its people, but then focuses on Carswell and his political outlook. Some may prefer many other political solutions to Clacton than Ukip. Strictly speaking, on political thought and his background, I have to say that I’d rather have Carswell than Farage heading a possible Ukip parliamentary group. Carswell is of a much more exposed and more diverse life than Farage, having gone to a school with people of many backgrounds in Uganda, and having been the child of two medical doctors. Carswell insists, he does not support racism against people and you won’t hear the same type of populist comments from him as from Farage or other party members. He insists nobody should blame immigrants and make them into scape-goats, the problem, the way he sees it, is “the system that allows, in his view, little controlled migration to happen.” He advocates a point-system without discrimination to background, but one that applies more directly to the needs of the UK employment market. It is noteworthy that some of his constituents who vote Ukip are not so diplomatic on the topic of immigrants.

Carswell also wishes to see a more fair and open relationship with economic trading partners across the world, and especially, for Britain, with the English speaking world (Commonwealth and USA).  He also advocates constitutional reforms that allow a more direct relationship with democracy, to reshift the balance between power and people towards people.

On the other hand one has to wonder what solutions Carswell has for the economically deprived areas in his constituency?  Youth unemployment was very noticeable throughout town and it is known that in some areas 1/3 of the young people are without a job, making these areas Britain most deprived sea town. That is the main challenge to anyone winning the elections.

Interesting on the side-line, is the behaviour of the Conservative Party (in Clacton). I have requested on several occasions and in all formats to meet and report on the Clacton candidate Giles Watling (including reminding him in person during a brief encounter, whilst handing him a card of mine), but in spite these requests, no attempt was made to collaborate with a German correspondent.

In their official reaction, the Tories said, they could not respond due to the party political congress, but I had made contact before the congress and a press spokesperson in London had told me that he would remind the Clacton chapter to contact me. One can only second guess what else the reasons could have been, one obvious possibility could be an attempt to severely restrict and control news about Giles Watling, because the stakes are so high and people that things are not that well in the party due to the jump of Carswell.

A final observation from Clacton is the fact, that apart from those animated to vote, there were quite a few of those unwilling to vote for anyone, or as in one case, to vote for the Official Raving Looney Party. No trust in politics remains an issue, something Carswell says he is very keen to address.

Many more details in the full report see link below (German).

LINK “Ganz Gewöhnliche Menschen”  – ” Simple People” Taz. 2014_10_06_S11-aus2-01 All Rights Reserved 

Deutsch

Bezgl. meinem taz Bericht erschienen am Mo. 6.10.14

Mit Douglas Carswell erscheint ein Politiker an der Ukip Front, der viel näher an der Politik der AFD ist, als Ukip Parteiführer Farrage. Zwar sind er und Ukip mehr skeptisch gegenüber der EU als Afd, aber er versteht die historisch bedingte deutsche Stellung, wie er mir versicherte. Carswell ist im globalen Weltdenken, seinem Parteiführer Farrage um Weites überlegen, denn Carswell wuchs als Sohn zweier Ärzte in Uganda auf. Seine Schulerziehung bewies ihm, erklärt er, dass trotz Hintergrund (in seiner ehemaligen Schule Afrikanisch, Indisch, Europäisch) Menschen zusammenarbeiten können. Er verwies auch auf einen rumänischen Arzt in Clacton, ohne welchen es nicht ginge und der spitzen Dienste leiste. Da hatte man schon andere Töne von Farrage gehört, der einst angab, “er wollte nicht Mannschaften rumänischer Flüchtlinge in seiner Nachbarschaft beherbergen”, oder fremde Sprachen im Zug in England hören (dabei wurde er zurecht vom Radio Moderator der bei dieser Aussage anwesend war, auf seine deutsche Frau verwiesen). Mit Carswell könnte sich die Ukip Partei in eine solidere und weniger populistische Partei bewegen, sondern eher in eine liberal-konservative.

Auf der anderen Seite stehen Lösungen für die vielen Arbeitslosen jungen Leute Clactons aus. Enttäuschend  ist übrigens, dass es, trotz wiederholten und mehrfachen  Anfragen, die konservative Partei nicht als notwendig hielt, sich einem deutschen Korrespondenten gegenüber bezüglich Clacton zu äußern.  Es mag viel auf dem Spiel stehen, offiziell hieß es, sei dies wegen dem Parteikongresses der Konservativen gewesen, allerdings sagte mir ein zentraler Pressesprecher der Konservativen in London, dass er Clacton Tories nochmal dazu ermahne würde, sich zu melden.  Sie taten das nicht.

Weitere Details finden sich im Bericht selber.

LINK “Ganz Gewöhnliche Menschen”  – ” Simple People” Taz. 2014_10_06_S11-aus2-01 All Rights Reserved 

“England will be the first country to leave the union” | England wird das Königreich vor Schottland verlassen!

 

Mitglieder der Schottischen Crown Court Kirche, London.  Rechts Pfarrer Majcher, Links Alex Ritchie (Mitte Unbekanntes Gemeindemitglied) (c) Daniel Zylbersztajn
Mitglieder der Schottischen Crown Court Kirche, London. Rechts Pfarrer Majcher, Links Alex Ritchie (Mitte Unbekanntes Gemeindemitglied) (c) Daniel Zylbersztajn

My article in the German taz, die Tageszeitung, about Scottish people who live in London and their thoughts about the devolution after the referendum.

Mein Bericht in der taz über Schotten, die in London leben und ihre Gedanken zu den Föderalprozess des Vereinigten Königreiches und ihrem Leben in London.

 

LINK ZUM BERICHT IN DER TAZ – LINK TO THE REPORT IN TAZ:  taz.de/Schotten-in-England/!146426/

Ein Ire fuer Schottland.   Ruairi O'Conchuir vor der Gedenktafel des schottischen Nationalhelden William Wallace in London. (c) Daniel Zylbersztajn
Ein Ire fuer Schottland. Ruairi O’Conchuir vor der Gedenktafel des schottischen Nationalhelden William Wallace in London. (c) Daniel Zylbersztajn

 

 

Which Scotch, please? | Welchen Scotch, bitte?

Springbank Brennerei (c) Springbank
Springbank Brennerei (c) Springbank

In der Taz erschien am 18.9.2014 dieser Text http://taz.de/Referendum-in-Schottland/!146204/

Es war aber eine gekürzte Version, die sich nur mit dem Whisky befasste.   Hier der ganze Text, der weiteres über die Exporte nach Deutschland besagt und die Geschäftsleute hinter den Produkten.

In Taz a text from this long feature today online.  The only deals with the export of whisky to Germany.  However in this long and full version you can read more about the businesses behind the products exported from Scotland to Germany.

Referendum Schottland: Welchen Scotch, bitte?

Schottische Geschäftsinteressen im Split.

Aus London, Daniel Zylbersztajn

Ist Schottland unabhängig besser oder nicht? In der britischen Presse diskutierten bis heute, dem Stichtag,  besonders viele Geschäftsstimmen diese Frage. Da sagte beispielsweise der englische Exchef des britischen Supermarktgiganten Sainsbury, Justin King, man werde die Kosten für eine Umstrukturierung im Falle eines Yes, an die Kunden weitergeben. Der Gründer des in Schottland verwurzelten multinationalen Transportunternehmens Stagecoach, Sir Brian Souter, hingegen unterstützt das Referendum offen. Die Ängste der Geschäftswelt seien überspitzt, erklärte er der BBC, denn viele in der Businesswelt fürchten viel mehr die Gefahr eines Austritts ganz Großbritanniens aus der EU“.

Kritiker mögen sagen, der Schotte Souter trank sich aus nationalistischen Interessen extra Mut zu das zu sagen, vielleicht sogar mit einem Gläschen echten Scotch Whisky. Aber auch um jenes Hauptexportprodukt Schottlands herrscht eine rege Referendumsdebatte. So verkündete die Schottische Whiskyvereinigung selber, dass ein Ja, aufgrund der Ungewissheit der schottischen Währung und die nicht garantierte spätere EU Mitgliedschaft Schottlands, Schaden anrichten würde.

Das mag letztendlich auch Deutsche interessieren, denn auch nach Deutschland wird schottischer Whisky exportiert. 2012 wurden Getränke und Nahrungsmittel im Wert von € 295 Mio. aus Schottland in die Bundesrepublik importiert (globaler Exportwert €5.27 Mrd.). Insgesamt kommen in Deutschland Waren im Wert von € 1.9 Milliarden aus Schottland an (globaler Export Schottlands € 30 Mrd.), allen voran sind es Großhandel und Textilwaren (€ 364 Mio.), gefolgt von Produkten des Elektro und Maschinenbereich (€ 345 Mio.).

Die Stellung der schottischen Whiskyvereinigung gegen die Unabhängigkeit, kommt aber nicht überraschend. Viele der großen Marken gehören schon lange nicht mehr den eigentlichen schottischen Whiskybrennereien selber. Johnnie Walker, die populärste schottische Whiskymarke, gehört beispielsweise zusammen mit J&B, der Diageo Gruppe, die aus einem Zusammenschluss der irischen Guinnessbrauerei und dem englischen Immobilienmogul Grand Metropolitan entstanden ist. Somit liegt das Interesse an eine Beibehaltung der Union auf der Hand. Auch bei den beliebten Whiskymarken Ballantine, Glenlivet und Chivas Regal sieht es nicht anders aus, denn hinter diesen Malts steht der globale Getränkegigant Pernod Recard, der mit heiteren Tropfen aus weiter Welt ein Milliardengeschäft führt. Eine Handvoll unabhängiger schottischer Whiskybrennereien gibt es aber dennoch. Sieht man dort das Referendum positiver?

Bei Springbank, einer dieser wenigen Brennereien, prophezeit Exportleiter Ranald Watson keinerlei Probleme im Falle der Unabhängigkeit Schottlands. „Sie ist gut für Schottland, weil die Interessen viel direkter vertreten werden”, deklariert er und betont, dass Springbank einer der 200 Firmen ist, die sich vollkommen offen für ein Ja ausgesprochen hätten. „Wir werden auch mit einem Ja unsere Kunden behalten können, ein Problem ist das höchstens für große Investoren, weil sie keine Veränderungen mögen”, meint er. Mir einer jährlichen Wachstumsrate von 10 Prozent, und 66 Angestellten gibt er sich selbstsicher. 10 Prozent der Springbankexporte landen auch in Deutschland.

Aber laut Michaela Tünnermann, der Geschäftsführerin des deutschen Whiskyspezialgeschäfts Whiskybotschaft GmbH, ist es nicht ganz so einfach, denn beim Alkohol gelten zum Teil länderspezifische Regelungen, wie die Alkoholsteuer. „Sollten bei einer Unabhängigkeit ohne EU-Mitgliedschaft Importzölle hinzukommen, würde es die Preise nach oben treiben“, schätzt Tünnerman. Treffen würde das ihrer Meinung nach besonders die Standardware zwischen 25 und 95 Euro treffen, da hier der Anteil der Steuern proportional höher liege. „Bei Raritäten und Sondereditionen, die im Preissegment von einigen Hundert Euro oder mehr angesiedelt sind, spielt dies aber nur eine untergeordnete Rolle, zumal solche Flaschen oftmals auch Sammlerobjekte oder Wertanlagen darstellen”, erläutert die Whiskyexpertin.

Das team von Scottoiler.  (c) Scottoler
Das team von Scottoiler. (c) Scottoler

Aber auch in anderen Sektoren kann man durchaus Stimmen hören, die mit der potenziellen Unabhängigkeit weniger Probleme haben. Scottoiler ist eine unter Motorradfahrern bekannte Marke. Die Firma entwickelt mit ihren 16 Angestellten automatische Kettenschmiersysteme. 60 Prozent ihres € 1.26 Mio. Umsatzes entsteht durch Exportprodukte, von welchen, mit BMW als Stammkunde, ganze 43 Prozent nach Deutschland gehen. Verkaufsmanager Kevin Rooney gibt sich deshalb zuversichtlich. Die Unabhängigkeit könnte mit freundlichen Steuergesetzten, sogar Vorzüge haben“, hofft er. „Wenn überhaupt wird, es nur kurz wehtun“, so Rooney. Ein zeitbegrenzter Austritt aus der EU oder auch das Fehlen einer Währungsunion sei kaum problematisch, denn man könne ja in jeder beliebigen Währung handeln, auch jetzt tun sie das schon in Euro.

Rosemary Eribe. (c) Eribe
Rosemary Eribe. (c) Eribe

Das meint auch Rosemary Eribė und sieht sich somit keineswegs besorgt. Die Gründerin und Geschäftsführerin der erfolgreichen Strickwarenfirma ERIBÉ, welche mit einem jährlichen Umsatz von 1.1 Mio., 13 Festangestellte und 240 Strickerinnen unterhält, suggeriert sogar, dass ein schlecht stehendes Pfund gut für ihre Exporte sei. Deutschland ist der zweitstärkste Abnehmer ihrer Produkte. Gerade ihre deutschen Kunden würden ihr raten, Ja zu stimmen, weil Schottland dann näher zur EU stehen würde“. „England will mit seiner Einwanderungsphobie aus der EU raus, während Schottland stattdessen mehr Einwander braucht und gerne in der EU ist“, gibt Eribė weiter an. Initiativen des Schottischen Regionalparliaments hätten der Firma gut getan, zum Beispiel gemeinsame Handelsmissionen mit anderen schottischen Firmen.

Aber schottische GeschäftsinhaberInnen stehen keineswegs einstimmig zum Thema Unabhängigkeit.

Ivor Tiefenbrun, den Gründer der Hi-Fi Edelmarke Linn und Hersteller des Kultplattenspielers Linn LP12, mit einem derzeitigen Jahresumsatz von € 20 Mio. und 175 Angestellten, verblüfft der Drang anderer nach Unabhängigkeit. Schottland hat so oder so schon verloren”, schimpft er, denn selbst bei

Ivor Tiefenbrun, Gründer von Linn
Ivor Tiefenbrun, Gründer von Linn

einem Nein seien die Konzessionen bereits jetzt viel zu weit gegangen. Mit Kunden in England und dem Vereinigte Königreich als Hauptabnehmer, will Tiefenbrun wissen, warum man ausgerechnet die größten Abnehmer schottischer Produkte verärgern möchte, und obendrauf neue Steuersysteme und Zahlungssysteme oder eine Reduzierung der kommerziellen Aktivitäten und des Tourismus in Kauf nehmen möchte und frägt weiter: „Kann mir jemand bitte konkrete wirtschaftliche Vorteile nennen, die all diese möglichen Nachteile zur Seite schieben?“ Den Leuten werde der Mund süß geredet, ohne dass irgendwelche konkrete Fakten auf den Tisch gelegt werden, meint Tiefenbrun, der sich einst als Wahlkandidat für die Konservativen versuchte. Er hat aber auch eine ganz persönliche Furcht, denn sein Vater flüchtete einst mit dem Kindertransport nach Großbritannien. Deshalb warnt er: „Das Bündnis zwischen Links und Nationalismus, wie es die Schottische Nationalpartei (SNP) demonstriert, ist mir suspekt“. 

Auch viele große Banken und Finanzinstitute wie Lloyds, HSBC und Standard Life bleiben der Frage der Unabhängigkeit gegenüber weiterhin skeptisch eingestellt und nutzen ihre Macht, um Wähler zu beeinflussen, denn am Ende wird es die schottische Bevölkerung selber sein, die sich am Donnerstag entscheiden muss, ob sie in der Union bleiben will oder nicht. Eine Mitarbeiterin ERIBÉs erklärte, in Schottland sei das Referendumfieber ausgebrochen.

Da mag nur eins helfen, Scotch! Nur welcher? Der Globale oder der Unabhängige?

 

(Zahlen Angaben Schottische Regierung, FT)

Scotland referendum: Die jüdischen Stimmen aus Schottland – The Jewish voices in Scotland

In diesem Bericht in der Jüdischen Allgemeinen, unterhalte ich mich mit Juden in Schottland zum Thema der Unabhängigkeit Schottlands in Vorfeld des Referendums.

In this article in German Jewish weekly Die Jüdische Allgemeine, I discuss the question of Scottish independence with Jews who live in Scotland.

 

http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/20261

Jüdische Gelehrte, die lieber mit dem Fahrrad fahren – Rabbis who prefer the bicycle

Mein neuester Bericht in der Jüdischen Allgemeinen bezog sich auf das Phänomen von Rabbinern die lieber ‘radeln’.  Fünf britische Rabbiner und Rabbinerinnen erzählen mir warum ihre Weisheit sie zum Drahtesel führte.

Link:  http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/18870

 

My latest report in the Jüdischen Allgemeinen, Germany’s Jewish national weekly explain why Jewish rabbis choose the bicycle over other means of transport.  Use an online  translation service such as Bing translate or google translate to get the German translated into any language of your choice.

http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/18870

 

Fotos, die es nicht in die Zeitung schafften | Photos that didn’t make it into the paper

Antisemitism, Ritual Slaughter: 3 articles | Antisemitismus und rituelles Schlachten: drei Berichte.

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(c) Daniel Zylbersztajn

In the last two weeks I published three reports on Jewish Affairs.

1.) The matter of ritual slaughter was dealt with in this article

It discusses points raised by the British Veterinary Association, and how the Muslim Council of Britain thinks the BVA has misunderstood something important. Meanwhile it decided to follow the Jewish example of setting up a national regulatory body for animal slaughter.

http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/18700

(use google translate to get a translation of this article in a different language)

2.) A report by the European Union Agency for Fundamental Rights on Anti-Semitism was discussed in the British House of Commons and went beyond that to discuss hate crime in the EU in general.  I have written separately on this in German and English.

German

http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/18746

English

http://www.tabletmag.com/scroll/166678/in-europe-anti-semitism-looks-like-other-hate-crimes

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In den letzten zwei Wochen habe ich drei Berichte zu jüdischen Themen herausgebracht:

1.) Zum Thema des Antisemitismus in der E.U. bei einem Symposium in London

http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/18700

(c) Daniel Zylbersztajn
(c) Daniel Zylbersztajn

 

Englische Bearbeitung

 

http://www.tabletmag.com/scroll/166678/in-europe-anti-semitism-looks-like-other-hate-crimes

 

2.) Zum Theme der rituellen Schlachtens unter Juden und Muslimen und einem Versuch in Großbritannien dies abzuschaffen.

http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/18700

Justice for all. Der ganze Text.

In diesem Bericht bringe ich die Aufstände in London von 1985, bei denen ein Polizist brutal ermordet wurde mit dem Stephen Lawrence Fall, und den Tottenham Aufständen von 2011 zusammen.  Es geht um institutionellen Rassismus und Korruption der Polizei, und einen einen ungelösten Mord.

Leider hat die Taz schwere Restriktionen bezüglich der Länge von Berichten.  So musste mein Bericht in der Taz http://www.taz.de/Londoner-Polizistenmord-vor-Gericht/!134900/ auf das essentielle gekürzt werden.  Unten befindet sich das Orginalskript, welches so manche Punkte genauer erklärt.

All Rechte Vorbehalten (c) Daniel Zylbersztajn

ENGLISH

In this report I talk about the London Riots in 1985 in which a police officer was killed, and how it relates to the case of the murder of Stephen Lawrence and the 2011 Tottenham Riots.

Unfortunately the Taz has to keep articles brief due to the expense of space in the print media.  Hence my article about the trial against Nicholas Jacobs http://www.taz.de/Londoner-Polizistenmord-vor-Gericht/!134900/ was shortened by quite a bit.  I have hence taken the liberty to publish the original script at full lenght here.  Use google translate to translate the German.

(c) All Rights Reserved Daniel Zylbersztajn 2014

In dieser ausführlichen Zusssamenfassung c.a. 13.000 Zeichen

Während für die Ermordung des Londoner Polizisten Keith Blakelock 1985 ein Schuldiger gesucht wird, steht die Londoner Metropolitan Polizei wie noch nie zuvor selber am Pranger.

Tags:Grossbritannien, Rassismus, London Riots, Broadwater Farm, Keith Blakelock, Stephen Lawrence, institutioneller Rassismus, Sepecial Demonstration Squad, Theresa May, Minderheiten in Grossbritannien, Tottenham Riots, Mark Duggan, Nicholas Jacobs,

Aus London Daniel Zylbersztajn

Eigentlich wollte die Staatsanwaltschaft endlich einen Schuldigen für den im Jahr 1985 in London-Tottenham brutal ermordeten Polizisten Keith Blakelock finden, denn in zwei vorherigen Prozessen konnte der Fall nicht gelöst werden. Eine Blamage für die britische Polizei und die Staatsanwaltschaft. Nicht dass sie es nicht versucht hätten. Der Angeklagte Nicholas “Nicky” Jacobs ist inzwischen der Siebte in der langen Folge von Angeklagten, denen seit 1985 die Tat zugeschoben wurde. Auch die Witwe und Söhne des ermordeten Beamten sitzen nun im Gericht, um zu verstehen, unter welchen Umständen Keith Blakelock vor 30 Jahren sein Leben verlor, und vor allem durch wem. Es muss schrecklich die Ermordung des Gattens und Vaters ohne einen Schuldigen hinnehmen zu müssen. Doch obwohl die Staatsanwaltschaft, argumentierte es gäbe neue Beweise, unter anderem einen Raptext in dem der damals minderjährige Angeklagte Jacobs sich der Ermordung des Polizisten brüstete, gab seine Verteidigung, geführt vom Barrister-Anwalt Cortnay Griffiths an, dass diese Beweise keineswegs neu seien, sondern bereits in den vorherigen Prozessen bekannt waren und schon damals nicht ausreichten, um Jacobs zu verurteilen.

Vielmehr muss die Familie des verstorbenen Polizisten hinnehmen, dass sich wohl viele ihrer Fragen auch an die Institution, welcher Keith Blakelock diente, richten müssen,

Von der Polizei wurden großwegig „verletzliche Personen,“ wie es hier im Gerichtsjargon heißt, verdächtigt, unter anderem „Jugendliche mit Lernstörungen“ einer sich unmittelbar neben dem Tatort befindenden Sonderschule, sowie Drogenabhängige. Zwei dubiose Kronzeugen, einer davon ein Drogendealer wurden persönliche Schulden, Rechnungen und Flugtickets durch die Metropolitan Polizei bezahlt, sowie am Ende des zweiten Prozesses jeweils 5000 Pfund überwiesen. Drei Personen, die zunächst des Mordes verurteilt wurden, kamen bereits 1991 wieder auf freien Fuß, nachdem der amtierende Richter urteilte, dass die polizeilichen Beweisaufnahmen bisher vollkommen unzulässig waren, zum Teil ohne rechtliche Vertretung, oder Aussagen in extrem langen Verhörungen etabliert wurden. Ein Prozess gegen zwei der 1985 ermittelnden Beamten blieb jedoch ohne Konsequenzen für die beiden.

Dreimal Old Bailey

Vor etwa zehn Jahren wurden die Nachforschungen der Staatsanwaltschaft durch einen neuen Inspektor aufgenommen, um die bestehenden Dokumente noch einmal zu studieren und um moderne forensische Tests auszuführen. Das Resultat war eine Gruppe von 14 Männern, die im Jahr 2010 verhaftet wurden. Die meisten waren zur Zeit der Tat unter 18-Jahre alt. Gegen einen von ihnen, Nicholas Jacobs, begann letzte Woche im zentralen englischen Kriminalgericht, dem Old Bailey, der Prozess.

Obwohl Jacobs im Prozess immer wieder die Bibel in seinen Händen ballt, ist er kein Fremder im Justizsystem. Wegen einer Schlägerei wurde er einst zu acht Jahren Haft verurteilt, jedoch aufgrund guten Verhaltens schon nach fünf Jahren freigelassen. Doch genau wie in den zwei vorherigen Prozessen werden auch diesmal die selben unzuverlässigen Kronzeugen benutzt. Und ein Zeuge mit dem Codenamen Brown widersprach sich auch jetzt des öfteren. Er hatte unter Strafamnestie vor einigen Jahren zugegeben, dass auch er den Polizisten getreten hatte. Und was die versprochene forensische Beweisaufnahme angeht, so erfuhr man, dass der gesamte Wohnkomplex, auf dem all dies sich damals zugetragen hatte, schon Stunden nach den Aufständen geräumt und gesäubert wurde, um nach Aussagen Hauptermittlers dem Ort damals wieder Normalität zu geben. Nicht nur hier benahm sich die Polizei fahrlässig. Es war deren Fahrlässigkeit, welche überhaupt zu den Ereignissen führte.

Die Ereignisse des Jahres 1985

Am 28 September 1985 schoss die Polizei auf die Mutter eines von ihnen gesuchten Mannes in Brixton, Südlondon bei einer Hausdurchsuchung, obwohl der Gesuchte überhaupt nicht mehr dort wohnte. Dorothy „Cherry“ Groce wurde durch die Schüsse lebenslang gelähmt. Wie ein Laubfeuer verbreitete sich das falsche Gerücht das Groce tot sei.. Es führte zu wütenden Ausschreitungen der Anwohner Baritons, die meisten unter ihnen schwarze junge Männer. Alle, auch die Polizei erwarteten ein Ausbreiten der Unruhen und tatsächlich kam es am 1 Oktober 1985 in Toxeth Liverpool, einer verarmte Sozialgegend, zu Krawallen. Auch Broadwater Farm in Londons Stadtteil Tottenham war eine der vielen Gegenden mit einem großen Anteil schwarzer Familien. Für Sir Kenneth Newman, dem Chef der Londoner Metropolitan Polizei, der zuvor in der Armee in Nordirland diente, war es genau wie andere schwarze Wohngegenden, als eine “Gegend besonderen Interesses” markiert, nicht zuletzt aber auch da der Wohnkomplex mit seinen vielen Etagen und Winkeln im Schlimmstfall als schwer zu kontrollieren galt. Einen Aufstand hier ging es zu verhindern, denn erst vier Jahre war es her, dass 1981 Krawallen auf den Straßen vieler britischer Städte ausgetragen wurde.

Doch den Auslöser der Krawalle in Tottenham, lieferte sich die Polizei selber. Er kam eine Woche nach dem Vorfall mit Dorothy Groce in Brixton. Nach der Festnahme eines Mannes in Tottenham am 5. Oktober 1985, weil dieser angeblich eine gestohlene Autosteuermarke mit sich führte, nahmen sich Beamten ohne jegliche Erlaubnis ihrer Vorgesetzten oder Hausdurchsuchungsbefehl dessen Wohnungsschlüssel und begaben sich zum Zweck einer Durchsuchung in dessen Wohnung. Als Cynthia Jarrett, die dort lebende Mutter des Verdächtigten plötzlich die Polizeibeamten in ihrer Wohnung erblickte, erlag sie nach einer Konfrontation unmittelbar einem schweren Herzinfarkt. Nicht nur waren die Beamten für den Tod Cynthia Jaretts’ verantwortlich, auch ihr Verdacht, dass die Steuermarke gestohlen war, erwies sich als falsch.

Schon Stunden später protestierten Anwohner spontan und betroffen vor der Polizeiwache Tottenhams. Doch am Abend begannen Unruhen im Broadwater Farm Wohnkomplex auszubrechen. Nicht nur Anwohner selber ließen ihrer Frustration und Wut freien Lauf, sondern auch Jugendliche aus anderen Gegenden. Autos wurden als brennende Barrikaden angefackelt. Obwohl für solche Fälle eine Sondereinheit geplant war, schickte die Zentrale eine eher gering ausgestattet Gruppe Polizisten dorthin, darunter auch PC Keith Blakelock. Erst später kamen Sondereinheiten hinzu und begannen eine die lange Konfrontation mit Jugendlichen welche die Einheiten, mit was sie auch nur finden konnten, bewarfen. Als plötzlich ein Feuer in einem der Wohngebäude ausbracht, waren die Sondereinheiten zu weit weg. Blakelock begleitete mit etwa zehn Kollegen die Feuerwehr, damit sie das Feuer löschen kann. Doch es war eine Falle. So bald sie in das Gebäude eingedrungen waren, ging ein wütender Mob auf die Gruppe Polizisten los. Auf der Flucht fiel Keith Blakelock zu Boden und wurde sofort von einer Gruppe von bis zu 40 Leuten überwältigt und brutal angegriffen. Blakelock erlag später einer riesigen Anzahl von Verletzungen, der gerichtsmedizinische Bericht sprach von insgesamt 40 Stichwunden. Als er von anderen Beamten gefunden wird, steckte ein Messer noch tief in seinem Nacken. Ein anderer ebenfalls angegriffener Polizist überlebt seine Verletzungen. Der Kronzeuge will gesehen haben, wie Jacobs mit einer Machete auf Blakelock einschlug. Doch nicht nur Jacobs Verteidigung stellt das infrage.

Justice for all!

Am Montag demonstrierte in der Mittagpause vor dem Old Bailey eine Gruppe von 30 Menschen im Namen der Organisation Tottenham Rights. „Nick Jacobs ist unschuldig!“ steht auf mehreren Plakaten. Der Bemerkung, dass auch wenn Nicholas Jacobs die Schuld an der Ermordung Blakelocks nicht zugewiesen werden kann, andere Menschen für die Ermordung des Polizisten verantwortlich sind, stimmt der Sprecher der Gruppe, Stafford Scott, zu, fügt jedoch gleich an, „es müsse Gerechtigkeit für alle und nicht nur für manche geben, beispielsweise Cynthia Jarrett, Dorothy Groce, oder Mark Duggan. Duggan ein 29-jaehriger Bewohner des Broadwater Farms Wohnkomplexes wurde erst vor zwei Jahren von der Polizei erschossen, obwohl er für die Beamten zum Zeitpunkt der Erschießung keine direkte Gefahr darstellte. Zwei Tage später entflammten in Tottenham die „2011 Riots“ die durch ganz England wüten sollten. Ein Protest gegen die Erschießung gilt als der alles auslösende Funke, auch wenn viele nicht deswegen auf die Barrikaden gingen, sondern eher aufgrund der generellen Aussichtslosigkeit und Stellung junger Menschen in sozial ärmeren Gegenden im Zeitalter der Sozialbudgetkürzungen. Während den darin verwickelten und ertappten Jugendlichen schwere Strafen aufgesetzt werden, wurde in einem gerichtlichen Verfahren den verantwortlichen Polizeibeamten einer Sondereinheit der Metropolitan Polizei jedoch doch die Schuld für die Erschießung Mark Duggans abgesprochen, obwohl im gleichen Prozess festgestellt wurde, dass die Beweisaufnahme für die Überführung Duggans und der Plan dazu, welcher zu seiner Erschießung führte, mangelhaft war. Doch die Belastung der Polizei endet auch hier nicht, sondern zieht sich noch weiter aus.

Angriff der Innenministerin

Wie es der Zufall wollte, deklarierte die Innenministerin Großbritanniens Thereasa May in der gleichen Woche in welcher der Priozess gegen Jacobs begann, dass sie laut Empfehlung des gerichtlichen Gutachters Mark Ellisons eine öffentliche Untersuchung bezüglich einer Sondereinheit Scotlands Yards, dem Special Demonstration Squad, oder kurz SDS, ausrufen würde. Die Einheit wurde ursprünglich zur Infiltrierung von anti-Vietnam Protesten eingerichtet. Schon die Dokumentarsendung der BBC Panorama vermutete im Jahr 2006, dass die Familie und die Freunde von dem im April 1993 ermordeten schwarzen Teenager Stephen Lawrence bespitzelt wurden, um diese dadurch zu entwürdigen und die Glaubwürdigkeit des Freundes von Stehen Lawrence, Dwayne Brooks, der den Angriff miterlebte zu mindern. Als der ehemaliger Geheimagent Peter Francis im letzten Jahr in einer weiteren Dokumentationssendung von Channel Four dies vor laufender Kamera zugab, wies Theresa May den Anwalt Mark Ellison an, dies für die Regierung zu prüfen.

Auch als Polizeibeamte 1993 am Tatort in Elton, London ankamen, und während der so eben erstochene Lawrence auf der Straße verblutete, beschuldigten die Beamten instinktiv zuerst Brooks, aufgrund seiner Hautfarbe, die Situation provoziert zu haben, obwohl er und Lawrence aus heiterem Himmel angriffen wurden, während sie an einer Haltestelle friedfertig auf den Bus warteten. Darüber hinaus sollen Polizeibeamte sich später von dem in kriminellen Kreisen bekannten Vater eines der Täter, bestechen haben lassen.

Die Opfer der SDS waren auch andere. Agenten der SDS werden auch mit der Zeugung von Kindern durch SDS konstruierte Scheinbeziehungen mit Frauen, welche Mitglieder von Naturschutzbewegungen waren, in Verbindung gebracht, und mit dem Missbrauch der Identität zahlreicher verstorbener Personen.  Aucg dagegen soll nun ermittelt werden.

Absichtliches Schweigen im Wahrheitsverfahren

Was all das verschlimmert, ist die Tatsachen, dass im McPherson Untersuchungsausschuss, der das polizeiliche Verhalten im Stephen Lawrence Fall in einem langjährigen Verfahren prüfte, die Existenz des SDS verschwiegen wurde. McPherson urteilte dennoch in seinem 1999-Bericht, dass die Metropolitan Police institutionell rassistisch sei. Einige der von McPherson angeratenen Reformen wurden versprochen und durchgeführt, viele mit Bezug auf den richtige Umgang mit Opfern rassistischer Vorfälle. Ein anderer von McPherson kritisierter Punkt galt den „Stop and Search“ Durchsuchungen in denen schwarze Jugendliche gegenüber anderen disproportional oft von der Polizei angehalten und durchsucht wurden. Doch die Praxis besteht bis heute. Auch schon in den 70’ger und 80’ger Jahren, damals hieß das gleiche noch Suss Law (Suspected Person Law), waren diese Maßnahmen einer der Hauptgründe für die schlechten Beziehungen zwischen jungen schwarzen Männern und der Polizei war. May will deswegen diese Macht der Polizei ebenfalls weiter eingrenzen.

Für Alle!

„Wir demonstrieren hier nicht nur für uns“, deklariert Scott durch sein Megafone der Gruppe entgegnen, „sondern damit dieses Land ein besserer und fairerer Ort für alle wird.“ Der ehemalige Kampagnenleiter der Stephen Lawrence Familie kommt auch zu Wort. „Wir werden nicht aufgeben bis Polizeigewalt untersucht und abgeschafft wird.“ „Lasst uns ein bisschen lauter schreien, damit die uns im Gericht hören“! fordert Scott am Ende: „No Justice, No Peace“! Hallt es durch die Straße!“ Es mag jedoch ein Sinnspruch sein, der auch der Blakelock Familie naheliegen mag. Gerechtigkeit für alle!

Der Prozess gegen Nicholas Jacobs läuft weiter. Ein Ende wird erst im April 2014 erwartet.

Koscher Dinning im alten jüdischen Viertel Londons – Kosher meals reemerge in London’s old Jewish Quarter

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Hier weitere Fotos zu meinem Bericht in der Jüdischen Allgemeinen zum Restaurant 1701, das erste koschere Restaurant, seit dem das letzte vor fast 20 Jahren die Türen zu machte, denn viele jüdische Menschen leben jetzt anderswo.

Here more photos about my report in the German Jewish national paper, Die Jüdische Allgemeine.  1701 is the first koscher and Jewish restaurant in the Jewish East End since Blooms closed almost 20 years ago,  reintroducing a lost and common East London experience (you can translate the German inserting the link google translate)

Link:  http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/18452

“Mark Duggan was not a bad man!”

RIP Mark Douggan im Zement des Straßenpflasters des Broadwater Wohnkomplex 2 (c) Daniel Zylbersztajn

Mein Bericht zum Gerichtsurteil über die  Mark Duggan Erschießung durch die Polizei, der die Londoner Riots 2011 auslöste, direkt vom Wohnbezirk in dem Mark Duggan lebte.

taz.de/Urteil-zum-London-Riot-von-2011/!130727/

Notizen die nicht i der Zeitung stehen:

  • Mehrere Menschen erwähnten das Anhalten und Dursuchen der Polizei als Teil schlechter Beziehungen  mit der Polizei.  Menschen mit Streetwear und Schwarze seien vor allen betroffen.
  • Drei Leute sprachen von Duggan im Zusammenhang mit Lee Rigby (Londoner Soldatenmord)  als Symbol dass man die falschen hat leben lassen, während Duggan “hingerichtet worden sei ohne eine echte Gefahr darzustellen.
  • Es gab keine einheitliche Meinung zum Wohnbezirk.  Einige nannten es hart andere normal und OK.
  • Eine Person gab an dass die Beziehungen zur Polizei seit der Ermordung eines Polizisten in Broadwater entstanden. Die dafür verurteilte Person war nach der Meinung des Informanten unschuldig. en.wikipedia.org/wiki/Murder_of_Keith_Blakelock

ENGLISH: My report in the German newspaper Taz, Die Tageszeitung about the reactions the inquest results concerning Mark Duggan from the the estate on which Mark Duggan once lived.  “Duggan was a good man!” (use googletranslate if you do not speak German)

taz.de/Urteil-zum-London-Riot-von-2011/!130727/

A few brief notes that not get into the paper:

  • Several people mentioned a high volume of stop and search practices against innocent black men in the area as being indicative of bad relations with the police
  • Three times Duggan was mentioned to me beside the Lee Rigby case as illustrating how excessive Duggan was dealt with compared to real murderers.
  • There was no unison opinion about the estate.  SOme called it rough, others as quite OK.
  • One person mentioned the murder of a police man on the estate in 1985 as the beginning of rough treatment.  The person convicted of the crime was held to be serving innocently according to one man’s opinion  that I spoke to.

Broadwater Farm Estate, London, (c) Daniel Zylbersztajn
Broadwater Farm Estate, London, (c) Daniel Zylbersztajn